Von Tag zu Tag: Schön gemütlich
Andreas Conrad könnte sich mit einer blauen S-Bahn nicht anfreunden
In Zeiten des Umbruchs sind wir dankbar für jede Form von Beständigkeit, und sei es in der Farbe. So dürfte es die meisten Fahrgäste der S-Bahn mit tiefer Zufriedenheit erfüllen, dass ihnen nicht nur bis auf weiteres das vertraute, Gemütlichkeit ausstrahlende Miteinander von Rot und Ocker garantiert wird, sondern sogar die monochromen Restbestände im dunkelroten DDR-Design in Kürze zweifarbig umgespritzt werden – Einheit auch hier, nach fast 18 Jahren. Wenn schon die Zeit der Holzsitze auch bei der S-Bahn endgültig vorbei ist – im Äußeren gibt sie sich doch traditionsbewusst und damit bürgernah. Denn die neuen Lackierpläne des Unternehmens folgen doch nur Volkes Willen, wie schon vor dem Mauerfall bekundet worden war. Als nämlich für die West-Berliner S-Bahn ein neuer Zug vorgestellt wurde, schien den damaligen Entscheidungsträgern das alte Rot-Ocker unzeitgemäß, nicht dynamisch genug. Etwas Frischeres sollte es sein, am besten Blau, aber da hatten die S-Bahnchefs die Rechnung ohne die Fahrgäste gemacht. Deren per Abstimmung eingeholtes Votum war damals eindeutig: Alles bleibt, wie es ist.
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