zum Hauptinhalt

Berlin: Von Tag zu Tag: Sitzfleisch

Hinter Ostfriesland, in einem Land, das so flach ist, dass man es die Niederlande nennt, wohnen sehr gemütliche Leute. Sie heißen Holländer, gelten als sehr liberales Völkchen und haben Blumen gern.

Hinter Ostfriesland, in einem Land, das so flach ist, dass man es die Niederlande nennt, wohnen sehr gemütliche Leute. Sie heißen Holländer, gelten als sehr liberales Völkchen und haben Blumen gern. Wenn die Holländer in ihren so genannten Koffieshops gesellig zusammenhocken und den landestypischen Haschischjoint kreisen lassen, kommen sie mitunter auf absonderliche Einfälle. Schon möglich, dass auf diese Weise auch der Brauch des Pfahlsitzens ersonnen wurde, ein Sport, der sich jetzt auch bei uns zunehmender Beliebtheit erfreut. Es gehört nicht mehr dazu, als sein Sitzfleisch auf einem etwa zwei Meter hohen Holzpflock zu erproben. Mit derart einfachen Regeln hat das Pfahlsitzen beste Chancen, ein echter Massensport zu werden. Im Parkcenter Treptow hatten gestern auch Berliner Gelegenheit, ihren Allerwertesten in dieser Disziplin zu üben - unter fachmännischer Aufsicht. Der dreifache Vizeweltmeister Hermann Kümmerlehn aus dem ostfriesischen Leer begleitete die regionale Vorausscheidung zur Weltmeisterschaft als Schirmherr. Sollte der eine oder andere auf den Geschmack kommen, kann er im April an der Hauptausscheidung im Heide-Park Soltau teilnehmen, wo im Mai die Pfahlsitzer-WM stattfindet. Die Aussicht, durch bloßes Herumsitzen ein echter Weltmeister zu werden, sollte allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Messlatte inzwischen hoch hängt. Vizeweltmeister Kümmerlehn hockte 150 Tage auf dem Pfahl, ehe er sich geschlagen gab. Den Championstitel holte sich ein Münchener, der noch 20 Tage länger auf der Stange blieb. Das sollte ein Preuße doch auf einer Backe aussitzen können.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false