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Berlin: Von Tag zu Tag: Straßenfeger

Am Tag danach: Der Himmel heult seine Tränen in die bedrückten Seelen der Verlierer, doch allen anderen, die sich als sichere Sieger fühlen, strahlt die Sonne. Rein meteorologisch ist das Tief da draußen ziemlich grau.

Am Tag danach: Der Himmel heult seine Tränen in die bedrückten Seelen der Verlierer, doch allen anderen, die sich als sichere Sieger fühlen, strahlt die Sonne. Rein meteorologisch ist das Tief da draußen ziemlich grau. Politisch betrachtet ist es mehr schwarz, aber das Hoch ist rot, mit ein bißchen Gelb-Grün dazwischen. Wie beim Sonnenuntergang.

Die Stadt steht auf festen Füßen, nichts schwankt, und dass sie auf Sand gebaut ist, wissen wir seit 850 Jahren. Der politische Erdrutsch war gestern das Hauptgesprächsthema in Frühstückspausen, Radioplaudereien, im Betrieb und Büro - die Wahl am Abend zuvor erwies sich als echter Straßenfeger, ein Mehrteiler. Vielleicht erinnert man sich noch an die Krimis von Herrn Durbridge, an sein "Halstuch" zum Beispiel. Da wußte niemand bis zum Schluss, wer denn nun der Täter und an allem Schuld war: Ist es diesmal der Herr L. oder D. oder S. oder gar Frau M., die Genossen G. oder W.? Die aktuelle Raterei wird mit Fotos, Zahlenkolonnen und Grafiken unterlegt - kriegen wir erst heute mit, in welcher Gegend wir wohnen? Wissen wir nun endlich, was unser Nachbar denkt und fühlt, wenn er, allein mit sich und den Wahlzetteln, in der Kabine sitzt und sein Kreuzchen macht? Mein Gott, war das im Osten früher einfach mit dem Abgeben seiner Stimme: Zettel nehmen, falten, reinstecken und dann gewaltig gebannt auf das Ergebnis starren: 98,7 oder 99,3 Prozent? So gesehen sind die 48 PDS-Prozent natürlich ein ziemlich herber Rückschlag.

Das Leben geht weiter, direktemang der Einheit entgegen. In Neukölln 2 haben 13,3 Prozent PDS gewählt, bei den Wilmersdorfer Witwen 6,5! Wer war das? Hände hoch!

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