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Das Zoo-Aquarium kurz nach seiner Eröffnung 1913.

© Archiv Zoologischer Garten Berlin

Von Tag zu Tag: Suppenkrokodile

Die Internationale Guppyschau des Zoo-Aquariums war in den sechziger Jahren ein Hit. Sogar ostdeutsche Züchter kamen. Bisweilen bezog das Aquarium seine Tiere im Kaufhaus - so einen Wels aus der Feinschmeckerabteilung des KaDeWe.

Der Fisch an sich ist ja zunächst einmal unpolitisch, besonders so ein kleiner wie der Guppy, der seinen Namen übrigens 1866 nach einem britischen Naturforscher erhielt. Unter Aquaristen sind die kleinen bunten Dinger hochbeliebt, so kam es auch kaum zufällig, dass das Berliner Zoo-Aquarium eine Zeit lang eine der bedeutsamsten Stätten des weltweiten Guppy-Wesens wurde. Besonders in den sechziger Jahren war die Internationale Guppyschau, zu der Aquariumsdirektor Werner Schröder regelmäßig lud, unter Züchtern der Renner. Im August 1965 beispielsweise kamen 51 Aussteller, deutsche natürlich, aber auch aus Europa und den USA, und in den 120 Einzelbecken flitzten 800 Fische herum. Aber was das Beste war: Die deutschen kamen aus beiden politischen Himmelsrichtungen, aus dem Westen wie dem Osten – der Guppy war eben ein Gesell, an dem sich die Menschen während des Kalten Krieges hüben wie drüben erwärmen und über den sie ins Gespräch kommen konnten.

Ebenso grenzüberschreitend war ein dicker Wels, der 1954 seinen Weg aus einem märkischen Gewässer ins Aquarium fand – auf ganz besondere Weise. Seine erste Station im Westen war die Feinschmeckerabteilung des KaDeWe, wo er auf einen Käufer wartete. Der Aquariumschef selbst hatte den Fisch dort entdeckt, aber mehr als dessen kulinarisches Potenzial interessierte Schröder dessen zoologisches: Der Wels wurde gekauft und ins Aquarium umgesetzt.

Auch die Erinnerungen an Schröders Vorgänger Oskar Heinroth kommen ohne eine kulinarische Ebene nicht aus, wies doch der Gründer des Aquariums gerne auf die Schmackhaftigkeit einiger seiner Schutzbefohlenen hin, etwa auf die des Riesensalamanders, der in Asien eine Delikatesse sei. Die schmackhafte Krokodilschwanzsuppe, von der seine Witwe Katharina Heinroth später berichtete, dürfte ihm aber nicht gemundet haben. Die Tiere waren beim Bombenangriff 1943 zu Tode gekommen und dienten nun eben, so gut es ging, zur Sättigung der Zoo-Belegschaft.

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