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Von Tag zu Tag: Unsere Paläste

Andreas Conrad will doch einfach nur einkaufen

Friede den Hütten! Krieg den Palästen!“, so forderte Georg Büchner im „Hessischen Landboten“. Mehr als 175 Jahre ist das her. Der Gute! Wie konnte er ahnen, dass einmal Hütten hierzulande gänzlich aus der Mode kommen, Paläste dagegen ausgesprochen en vogue sein würden. Jedenfalls so sehr, dass selbst ein verschwundener sozialistischer Ersatzpalast als Werbefolie für einen kapitalistischen, ansonsten nicht sonderlich majestätischen Konsumtempel herhalten muss. „Unser Palast der Republik“ – so lautet der historisierende Slogan, mit dem derzeit das Europa-Center mal wieder auf sich aufmerksam zu machen versucht. Der Ost-Palast, zwar ehemals auch ein Hort des Frohsinns, aber nicht gerade demokratischer Prinzipien, umfunktioniert zum Werbemittel für den einstigen Leuchtturm westlich-freiheitlichen Lebensstils, wie das Betongebirge an der Gedächtniskirche in seiner Stadthälfte gern gesehen wurde. Dass Honecker das nicht mehr erleben durfte. Wobei den ehemaligen Palastherren die aktuelle Reklame wohl auch ein wenig gewurmt haben dürfte, wird dabei das Europa-Center, also „Unser Palast der Republik“, zugleich auch als „Das Original in Berlin“ angepriesen. Das ist historisch sogar korrekt. Denn als 1973 der Grundstein zum Ost-Palast gelegt wurde, war der im Westen schon seit acht Jahren in Betrieb. Und damals sogar noch mit eingebauter Eisbahn!

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