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Von Tag zu Tag: Was nichts kostet

Bernd Matthies über das neue Kostenbewusstsein am Gendarmenmarkt

Der Deutsche, vor allem, wenn er in der Sonderform des Berliners auftritt, zeichnet sich gegenwärtig durch den sog. Schnäppchenwahn aus. Deshalb kauft er nichts Gutes, was teuer ist, aber massenhaft nutzlosen Ramsch von der Resterampe. Und die Vorstellung, er könnte Geld für etwas ausgeben, was es auch umsonst gibt – absurd.

Soweit die Theorie, die in der Praxis seltsame Risse zeigt. Denn der Weihnachtsmarkt am Gendarmenmarkt beispielsweise war bislang nur teilweise erfolgreich: Drinnen, wo der Eintritt einen Euro kostet, lief alles gut, während sich kaum ein Mensch um die frei zugänglichen Stände drumherum schert. Die Besucher schienen, ganz antischnäppchenhaft, nach dem Motto zu verfahren: Was nichts kostet, taugt auch nichts.

Nun will man versuchen, wieder den gesamten Markt einzuzäunen und damit allen Händlern zu Ansehen und Umsatz zu verhelfen. Ein wunderliches Kapitel Verkaufspsychologie – hat es eine Nutzanwendung? Wir könnten es mal damit versuchen, ganz Berlin einzuzäunen. Dann kommen nämlich alle Besucher zu uns und nicht ins frei zugängliche Hamburg oder München. Und die Schnäppchenmetropole ist Vergangenheit.

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