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Von Tag zu Tag: Wut will raus

Bernd Matthies über bedrohliche Gebräuche auf Berlins Fußballplätzen.

Auf Berliner Amateur-Fußballplätzen wird neuerdings mit dem Messer gearbeitet, und das ist nicht sinnbildlich gemeint. Kein Dolchstoß in den Rücken der Abwehr, sondern ein Angriff mit echtem Blut: Foul bei der B-Jugend, und schon geht ein Trabzonspor-Fan auf den Croatia-Trainer los, der das mit knapper Not überlebt. Offenbar ist am Rande des Sports eine Aufrüstungswelle im Gange. Ihre Konsequenz wird darin bestehen, dass in den nächsten Jahren neben jedem besseren Bolzplatz Metalldetektoren aufgebaut und außer Torstehern auch Türsteher engagiert werden, um das Schlimmste zu vermeiden.

Überdies geht auch von den Spielern Gefahr aus. Selbst sie lassen es nicht mehr mit der Beinschere bewenden, wenn die Wut da ist und raus will: In Spandau hat ein Amateurkicker am Wochenende gegnerische Spieler mit einem Sushi-Messer bedroht. Das klingt stilvoll, irgendwie nach Kimono und fernöstlichem Ritual, hatte aber einen anderen Grund: Der Betreffende ist Koch und wollte hinterher zur Arbeit.

In der Theorie ist Fußball immer auch Aggressionsabbau. Doch die Praxis zeigt: Manchmal eher nicht. (Seite 11)

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