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Retro-Chic im Soho-House: Im Cecconi's in Mitte wird Englisch gesprochen.

© Cecconi's / promo

Von TISCH zu TISCH: Cecconi's

Wo früher mal das ZK saß, kann man jetzt unter schwer gedimmten Leuchtern essen - und vielleicht einen Star treffen

Eigentlich spreche ich gerne und mühelos Englisch. Aber manchmal werde ich trotzig, dann bleibe ich stur beim Deutschen. Im Cecconi’s ist das gar kein Problem. Tatsächlich fand sich vergleichsweise rasch ein Kellner, der auch dieser etwas altmodischen Sprache mächtig war.

Patina-Chic

Dass im früheren Sitz des Zentralkommittees der SED ein hipper Club angesiedelt ist, der Fashionistas, DJs und sonstige Blüten des Kapitalismus in Scharen anzieht, ist eine schöne späte Rache an Ulbricht & Co., falls irgend jemand noch weiß, wer das war. Durch den interessanten Store rechts der Lobby und das neue Restaurant Cecconi's links davon hat das Soho House eine kräftige Spritze metropolitanes Flair bekommen. Die Einrichtung des Restaurants passt gut zum Patina-Schick des Hauses. Extrem runtergedimmte Kronleuchter glimmen müde auf frischgestärkte Tischdecken und silberne Serviettenringe herab. Dort assistieren Windlichter beim Versuch, die Speisekarte zu entziffern. Man darf sogar fürchten, Madonna oder George Clooney in die Hände zu fallen, beide haben hier schließlich schon gewohnt. Entsprechend festlich wird der Aperitif serviert, Prosecco in einer kostbaren kristallenen Champagnerschale. Und als wir näher nachfragten, was man sich unter dem grünen Blumenkohl vorzustellen habe, brachte der Kellner umgehend ein gar prächtiges Exemplar im unverarbeiteten Zustand an. Der Restaurantleiter, nun übersetze ich mal wieder, erläuterte noch, dass dieses Gericht gut sättigt und dabei wenig Kalorien hat.

Wenig Würze

Vorweg probierten wir rohes Gemüse mit Avocado- und Kichererbsendip, harte Rübchenspalten, die unvermeidliche Rote Bete, gelbe Paprika, Staudensellerie und Möhren. Das Eintauchsößchen dazu war ganz okay. Etwas mehr Charakter durch Kräuter und Gewürze hätte es schon vertragen können (8 Euro). Ahi Thunfisch Tatar zeigte uns der Kellner zunächst, bevor er es mit Minze, Chili und Avocadowürfeln vermischte. Von der Größe der Portion war ich gleich ein bisschen enttäuscht. Auch das schmeckte am Ende, so als sehne es sich nach Säure oder Salz oder irgendetwas Spritzigem (16 Euro). Auberginenparmigiana mit erstaunlich viel Käse war noch mit das Beste an einem überraschend durchschnittlichen Mahl (14 Euro). Bei "Chicken Paillard" handelte es sich um ein platt und breit gewalztes Stück gegrilltes Hühnchen mit einer ebenfalls sehr zurückhaltend gewürzten Caponata oben drauf, die ganz überwiegend aus Auberginenwürfeln bestand, wie es sich gehörte, lauwarm war, es aber an sizilianischem Feuer missen ließ (18 Euro). Dafür war der Wein, ein sizilianischer Grecanico, in Ordnung und wurde in einem gläsernen Eiseimer gekühlt. Für Ästhetik haben sie hier viel Sinn. Und wenn die Würze der Speisen so laff ist, hat es wohl auch mit der Klientel zu tun, für die "lecker" im Leben kein zwingender Maßstab ist.

Und hinterher...

Am besten war der warme Birnenkuchen zum Schluss, der interessanterweise mit einer Kugel Zabaioneeis serviert wurde. Die Zabaione trug ihr frostiges Schicksal tapfer, obwohl sie mir besser im Urzustand schmeckt (9 Euro). Der Service ist freundlich und so flott, dass wir das uns zugedachte zweistündige Zeitfenster nicht mal ganz ausnutzten .

Als der Kellner am Ende einen hausgemachten Limoncello anbot, dachte ich an die Gratisgabe, die man früher in der Pizzeria seines Vertrauens in Gestalt von Grappa bekam. Vorbildlicherweise fügte er en passant hinzu, dass dieser Digestif für 5 Euro äußerst günstig zu haben sei.

- Cecconi's. Torstrasse 1, Mitte, Tel. 40504468-0. Montag bis Samstag 11.30 bis 0 Uhr, Sonntag 11 bis 0 Uhr. www.cecchonisberlin.com

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