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Kleines Restaurant, große Portionen, null Räucherstäbchenfolklore: das "Chutnify" in Prenzlauer Berg.

© Chutnify promo / FB

Von TISCH zu TISCH: Chutnify

Wenn man rechtzeitig da ist, kann man in diesem kleinen indischen Restaurant noch einen Platz ergattern. Es lohnt sich

Das Ambiente dieses kleinen indischen Restaurants ist sehr viel hübscher als das der gediegenen Geschwister mit ihrer Räucherstäbchenfolklore. Leuchtend rosa und hellblau gestreifte Wände bestimmen die Optik der Bar. Im eigentlichen Gastraum trägt eine Wand eine Kollektion von unterschiedlich geformten Spiegeln, eine andere mit einem Relief aus nummerierten Schubladen sieht aus wie ein surrealer Adventskalender, ein Regal trägt schwere eckige Gewürzgläser, und um die kleinen Tische mit Windlichtern gruppieren sich teils geblümte Stühle. Das wirkt, als hätte Salvador Dali den Innendesigner beraten.

Alles andere als Streetfood

Waren vor einigen Jahren noch Tapas voll in Mode, wurden sie langsam durch das allgegenwärtige „Streetfood“ abgelöst. Das Straßenessen hat freilich viele Ausprägungen. Während ich mir bei manchen Tapas zur Not vorstellen könnte, sie auch auf der Straße zu verzehren, kam hier nichts auf den Tisch, was ich ohne Unterstützung desselben und mit Hilfe von Besteck und Tellern irgendwie halbwegs heil in den Mund bekommen hätte. Egal, zunächst einmal fiel mir die unglaublich freundliche Bedienung auf. Eine Kellnerin erzählte mit britischem Akzent, dass sie gerade aus Mumbai eingetroffen sei. Und zwischendurch spazierte auch mal der Koch durch den Raum mit einer makellos weißen Küchenjacke. Der Prosecco war schon ausgetrunken. Das passiere immer mal wieder, erfuhren wir, besonders wenn größere Gruppen Durst mitbringen. Unnötig zu sagen, dass alle Tische voll besetzt waren.

Doppelt zufrieden

Wir blätterten uns durch die vom häufigen Gebrauch recht zerfledderte Karte. Gerade, als wir zu dem Schluss kamen, dass eine Entscheidung wirklich schwierig werden könnte, fiel der Blick auf eine Probierplatte für Zwei. Wir entschieden uns für die nicht vegetarische Variante. (14,90 Euro pro Person). Vorweg gab’s ein schneeweißes Reisplätzchen mit einem milden Gemüsedip. Dann kam die Platte, dazu zwei Teller, die wie silberne Getränketabletts aussahen. Am besten war ein großer Berg Puffreissalat mit Granatapfelkernen, Tomaten, Kartoffeln und Cashewkernen, köstlich, auch gut gewürzt. Die größte Fläche auf dem viereckigen silbernen Tablett nahm der Basmatireis ein, der mit Koriander und Möhrenraspeln geschmückt war und an den Seiten je einen Klacks rotes und grünes Chutney trug. Dazu gab es würzige Kichererbsen „Masala“, gut geschärftes Hackfleisch vom Lamm mit Erbsen und in einer weiteren Vertiefung Hühner-Curry nach Kerala Art, vergleichsweise mild zubereitet mit Kokosnusssauce und Koriander. Das alles war so gut, dass wir die Platte fast ganz leerten. „Eigentlich wollten wir ja Dosas essen“, verrieten wir der Kellnerin, als sie den Tisch abräumte. „Die kommen doch noch“, sagte sie. Und schleppte gleich darauf zwei neue, gut gefüllte Teller an.

Und noch ein Gang

Dosas muss man sich wie Crêpes aus Reis und Linsen vorstellen. Die vegetarische Variante mit Kartoffeln und grünem Gemüse war in eine weiche Crêpe eingeschlagen, dazu gab es Gemüsedip, außerdem hellgrünes Chutney von milder Schärfe. In der anderen Dosa befanden sich Hühnerwürfel und Zwiebeln, dazu fruchtige rote Sauce. Und zu beiden gab es noch einen scharfen Gurkensalat.

Uff! Auch andere Gäste seien überrascht gewesen vom zweiten Gang, erzählten die Kellnerinnen. Kleiner Tipp: einfach mal vorwarnen! Ach ja, der Wein, ein Riesling von Spiess aus Rheinhessen (13,80 Euro) war kalt und erfrischend und so, dass man wirklich nicht meckern kann.

- Chutnify. Sredzkistraße 43, Prenzlauer Berg, Tel. 44 01 07 95. Mo-Fr 11 bis 15 und 18 bis 24 Uhr. Sa/So 11 bis 24 Uhr.

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