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Nauta, Kastanienallee 49, Prenzlauer Berg, Tel.: 48 49 26 51, geöffnet Montag bis Sonnabend von 19 bis 24 Uhr.

© promo

Von TISCH zu TISCH: Nauta

Der Peruaner Juan Danilo ist einige Jahre durch die Berliner Szene gezogen und an der Zionskirche sesshaft geworden. Sein Thema ist die Nikkei-Küche.

Drüben in Südamerika haben sie es schon geschafft, ein Stück von der El-Condor-Pasa-Küche wegzukommen: „Astrid y Gaston“ in Lima zum Beispiel gilt als eines der weltbesten Restaurants, die Köche des Kontinents lobt man als kommende Macht.

In Berlin ist davon bisher nur die Welle mehr oder weniger gelungener Ceviches angelangt, und wir haben das achtbare „Serrano“, das ein bisschen weiter geht, ohne die Bistro-Ebene zu verlassen. Mehr wird von Juan Danilo erwartet. Der Peruaner ist einige Jahre ruhelos durch die Berliner Szene gezogen, bis er nun endlich an der Zionskirche sesshaft wurde; sein Thema ist die Nikkei-Küche.

Sie geht auf japanische Einwanderer zurück, die im 19. Jahrhundert zum Eisenbahnbau nach Peru kamen. Das farbenfroh modern mit peruanischem Rot und viel Holz gestaltete Restaurant ist ein guter Rahmen.

Erst knirscht es...

Aber es knirscht irgendwie. Gleich zur Begrüßung erfahren wir, dass einige interessant klingende Gänge aus der Karte nicht mehr verfügbar sind, weil die Küche gerade eine neue erarbeitet habe. (Finde ich unprofessionell.) Deshalb haben wir kaum eine Wahl und bestellen die gemischte Ceviche aus Lachs, Schwertfisch und Kabeljau in großen Würfeln (15 Euro), kompetent angerichtet in klassischer Tigermilch aus Sahne und Limettensaft mit Chulpi-Mais und dem rituellen Süßkartoffelknusper drüber, der hier etwa die gleiche Rolle spielt wie die gehackte Petersilie im deutschen Gasthaus des 20. Jahrhunderts.

Okay. Ambitionierter schaute das Lachs-Sashimi aus, kreisförmig angerichtet auf einem mit mindestens vier Saucen betupften Teller – da blieb kaum etwas übrig, als den Fisch durch alles durchzuziehen und so eine bunte, angenehme Matsche anzurichten (13 Euro). Aber ob das so gedacht war?

...dann läuft es...

Als „angebratenes Tatar vom Rind“ kam etwas Unerwartetes, nämlich kleine, komplett durchgebratene Fleischwürfel unter einem Kohlrabi-Deckel in kräftig mit Kreuzkümmel gewürzter Sauce, angenehm zu essen. In vielen Berichten bereits euphorisch gelobt wurde der japanisch glasierte Schweinebauch. Es gibt ihn mit einem Süßkartoffelpüree, das mit japanischem Senf geschärft ist, mit mariniertem Rettich und Kumquats – sehr gut, da könnte es weitergehen. Auch die Entenbrust mit Quinoa-Auflauf brachte exotische Würze (24 Euro).

...dann knirscht es wieder.

Leider gab es keinen einzigen Hauptgang mit Fisch, nur den ewigen Pulpo, den vor allem die Köche lieben, weil er sich so gut vorbereiten lässt. Durchaus einen Tick über Küchenniveau lagen die Desserts, ein Maisauflauf mit Kompott aus Mango und Physalis und ein Schokoküchlein, selbstredend innen halbflüssig, mit „Frucht-Ceviche“ ... Das Weinangebot mit etwa einem Dutzend Flaschen ist noch sehr ausbaufähig (Chardonnay Echeverria aus Chile 30 Euro), aber viele Peru-Fans halten sich hier auch den ganzen Abend an den rituellen Pisco Sour ... Bilanz: Hier ist wohl mehr drin, als dieser Abend erkennen ließ. Aber ich bin nicht sicher, ob die Küche das überhaupt will.

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