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Kostümierte Frauen auf einem Wagen beim Festumzug zur 750-Jahr-Feier in Ost-Berlin.

© picture alliance / zb

Vor 30 Jahren: „Ein Höhepunkt der Konkurrenz“

Der 750-Jahr-Feier Berlins widmen das Zentrum für zeithistorische Forschung Potsdam und die Stiftung Berliner Mauer am 8. September einen Workshop. Günter Schlusche erzählt warum.

Dem doppelten Stadtjubiläum – der 750-Jahr-Feier Berlins 1987 in Ost- und West – widmen das Zentrum für zeithistorische Forschung Potsdam und die Stiftung Berliner Mauer am 8. September einen Workshop. Günter Schlusche von der Mauerstiftung ist einer der Initiatoren.

Herr Schlusche, warum diese Veranstaltung?

Weil wir es spannend finden, auch dreißig Jahre danach. Die Situation in Ost und West anno 1987 hatte natürlich ihre Auswirkungen auf das Jubiläum und die beiderseitigen Feiern. Es war ein letzter Höhepunkt der Systemkonkurrenz des Kalten Krieges.

Aber ist das nicht hinlänglich bekannt?

Es gibt jede Menge junger Wissenschaftler, die sich für die Feiern von damals und ihre Hintergründe interessieren, neue Fragen stellen und mit belebender Frische an die Sache herangehen. Wie wurde die Stadtgeschichte inszeniert? Welche Risiken und Befürchtungen verbanden sich mit den Feiern? Welche Impulse gab es für die Stadtentwicklung ?

Dazu referiert Florian Urban von der Glasgow School of Art. Er behandelt die Wiederentdeckung der Altstadt am Beispiel von Nikolaiviertel und Husemannstraße...

Ich lass mich überraschen. Bei historisch engagierten Stadtplanern und Architekten gab es in Ost und West mehr Gemeinsamkeiten, als man angenommen hat. Vor lauter ideologischem Pulverdampf war das nicht immer wahrzunehmen. Mehr hören wir bei der Veranstaltung am Freitag. Krijn Thijs spricht über seine Forschungen zur „Feierkonkurrenz“ in Ost und West. Schließlich war Berlin viele Jahre lang ein Krisenherd.

Sie haben damals maßgeblich zum Gelingen der Internationalen Bauausstellung beigetragen...

Ja, die IBA hat West-Berlins Bauwesen mit frischem Wind durchgelüftet, sie war ein Stück Innovation, die kaputte Stadt zu retten, die Innenstadt als Wohnort zu revitalisieren.

Wann und wie sollte die Stadt das nächste Jubiläum feiern? Wir sind ja gerade im 780. Jahr der ersten urkundlichen Erwähnung, vielleicht erst 2037?

Ich bin kein Freund von diesen Jahrestagen. Besser wäre doch das Jubiläum der friedlichen Revolution, also der 9. November. 2019 haben wir dreißig Jahre ein wiedervereinigtes Berlin. Das ist es wert, zivilisiert, friedlich und festlich gefeiert zu werden.

Das Gespräch führte Lothar Heinke. Der Workshop endet mit einer Podiumsdiskussion um 19 Uhr in der Gedenkstätte Berliner Mauer in der Bernauer Straße 119. Zu Gast sind Jürgen Karwelat von der Berliner Geschichtswerkstatt und der Architekturkritiker Wolfgang Kil. Eintritt frei.

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