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Berlin: Vor allem der Berliner Eiche geht es schlecht

Der Zustand der Berliner Wälder hat sich erneut verschlechtert, während Brandenburgs Wälder auch in diesem Jahr weiter gesunden. Das geht aus dem am Montag in Potsdam vorgestellten Waldzustandsbericht für beide Länder hervor.

Der Zustand der Berliner Wälder hat sich erneut verschlechtert, während Brandenburgs Wälder auch in diesem Jahr weiter gesunden. Das geht aus dem am Montag in Potsdam vorgestellten Waldzustandsbericht für beide Länder hervor. Danach ist fast jeder fünfte Waldbaum in Berlin "deutlich" geschädigt: Laut Bericht weisen 17,8 Prozent der insgesamt 16 000 Hektar Waldflächen im Stadtgebiet, darunter 40 Prozent der Eichenbestände, "deutliche Schäden bis zum Absterben auf". Das sind fast neun Prozent mehr als im vergangenen Jahr. In Brandenburg fallen nur 7 Prozent der Waldflächen in diese höchste Schädigungskategorie. Vor diesem Hintergrund forderte gestern Umweltsenator Peter Strieder (SPD) die Senkung des Dieselrußausstoßes "besonders bei LKWs und Bussen".

Als Ursache für die zunehmenden Waldschäden nannte Strieder anhaltend hohe Schadstoff-Emissionen, die den Boden versauern, und eine durch den milden Winter und zu trockenen Sommer ungünstige Witterung für die Bäume in diesem Jahr. Nach Auskunft von Elmar Lakenberg, Leiter der Berliner Forsten, kommt hinzu, dass Berlin sein Trinkwasser innerhalb des Stadtgebietes produziere. "Das Berliner Wasser kommt aus den Berliner Wäldern." Vor allem die für Berlin typischen Eichen reagierten jedoch empfindlich auf jegliche Schwankungen des Wasserhaushalts. Laut Bericht haben die Schäden an Berlins Eichen "alarmierend" zugenommen.

Dagegen konnte Brandenburgs Agrar- und Umweltminister Wolfgang Birthler (SPD) für die 1,1 Millionen Hektar märkischer Wälder (darunter 12 000 Hektar im Besitz Berlins) eine erfreuliche Bilanz präsentieren. Danach wurden bei 57 Prozent der Bäume (1998: 52 Prozent) keinerlei Schäden (Berlin: 29,8 Prozent) und bei weiteren 36 Prozent nur leichte Nadel- oder Blattverluste (Berlin: 52,7 Prozent) festgestellt. Birthler hob hervor, dass auch das langfristig angelegte Waldumbauprogramm "erste Früchte" zeige, mit dem die bisherige Kiefer-Monokultur aufgebrochen werden soll. Nach diesem Programm soll der Nadelbaum-Anteil in Brandenburg von derzeit 75 Prozent in den nächsten 50 Jahren auf 42 Prozent zugunsten von Laubwald reduziert werden. Nach Angaben von Forstexperten werden derzeit rund 1500 Hektar Wald jährlich umgestaltet. Dennoch werde die Kiefer der vorherrschende Baum Brandenburgs bleiben, versicherte Birthler. Allerdings sei offen, ob das Programm im bisherigen Umfang von 22 Millionen Mark jährlich fortgesetzt werden kann, da die EU ihren bisherigen Anteil von 9 Millionen Mark Ende 1999 einstellen wird.

Sorge bereitet den Forstämtern in beiden Ländern der Mülltourismus in die Wälder, der in Berlin jährlich Kosten von 1,5 Millionen Mark, in Brandenburg von rund 3 Millionen Mark verursacht. Allerdings sind die Trends in Stadt und Umland zumindest teilweise gegenläufig: Brandenburgs Forstverwaltung kann nach eigenen Angaben keine Trendwende zum Positiven gegenüber den Vorjahren feststellen. Dagegen ist in Berlin ein Versuch erfolgreich angelaufen, in einigen Waldstücken die Papierkörbe zu entfernen: "Die These, wo es keine Papierkörbe gibt, fällt auch weniger Müll an, hat sich dort bestätigt", hieß es. Für Brandenburg gilt die These offenbar nicht: In den märkischen Wäldern gibt es keine Papierkörbe.

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