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Berlin: Vor den Gittern: RTL-Knastserie zieht Fans an

„Bus!“, schreit Jenny.

„Bus!“, schreit Jenny. „Da sitzt einer drin!“ Ein dunkelblauer Kleintransporter kommt an den Eingang des umzäunten Drehgeländes gefahren. Die vor dem Tor wartenden Fans springen auf und starren gespannt auf die Fensterscheiben. Es ist eines der Autos, das die Schauspieler von „Hinter Gittern – der Frauenknast“ zum Dreh chauffiert. Drinnen sitzt Marie Rönnebeck, die in der Serie eine Gefängnisinsassin spielt, und winkt.

Bilder von Fans, die beim Anblick ihrer Stars in Ohnmacht fallen oder wild kreischend auf Autogrammjagd gehen, kennt man eigentlich von Boygroup-Konzerten. Doch auch hier, vor dem alten Industriegelände an der Spandauer Schmidt- Knobelsdorf-Straße, versammeln sich jeden Tag eingefleischte Seriengucker und harren von morgens bis abends aus. Alles, um vielleicht ein Autogramm, ein Foto oder auch nur ein Lächeln ihrer Lieblingsschauspieler zu ergattern. Von der Autowerkstatt nebenan bekommen sie Campingstühle und den Grill fürs Mittagessen. Mario Wietzorrek, der Werkstattbesitzer hat Verständnis für die Mädels: „Wir sind ja früher auch zu Hertha ins Stadion und haben uns Autogramme geholt.“ Manchmal findet er es aber auch anstrengend, „wenn einige anfangen auszurasten und dann rumschreien. Das sind vor allem die Jüngeren.“ Die seien sogar schon mal vors Auto gelaufen, damit es anhält, sagt Jenny Wilhelm. Die 20-jährige Berlinerin ist Auszubildende im Einzelhandel. Ihre zwei Wochen Urlaub verbringt sie hier. „Man will eben mal sehen, wie die Schauspieler im echten Leben sind. Außerdem lernt man viele nette Leute kennen.“ Echte Freundschaften hätten sich zwischen den Fans schon entwickelt.

Überglücklich sind sie, wenn einer der Schauspieler anhält und ein bisschen mit ihnen quatscht. Stefanie Harder zum Beispiel wünscht sich nichts mehr, als ein Foto mit Katy Karrenbauer, die in der Serie die „harte Knastlesbe“ spielt. Heute hat sie ein Plakat dabei und eine Flasche Wein für die Schauspielerin. Mit Smarties und Blumen hätte sie es auch schon probiert. Einmal wartete sie hier 15 Stunden lang: „Katy hat mich gesehen und trotzdem nicht angehalten. Da gehen die Emotionen mit einem durch“, sagt Stefanie. Sie sei dann dem Auto hinterher gerannt und hätte ein Schimpfwort gerufen. Am nächsten Tag schrieb sie Katy einen Entschuldigungsbrief.

Sandra Stalinski

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