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Vor Gericht: Prozess: Vom Strohmann zum Millionen-Schuldner

Für 500 Euro lässt sich der mittellose Maurer Daniel M. auf ein dubioses Geschäft ein. Nun steht er vor Gericht.

Für eine Lüge beim Finanzamt und Unterschriften zahlten ihm Hintermänner einen Lohn von 500 Euro. Das Geschäft aber brachte den arbeitslosen Maurer Daniel M. in Untersuchungshaft und am Montag vor Gericht. Es geht um Steuern in Höhe von 2,4 Millionen Euro, die der 40-Jährige laut Anklage zwischen April und Juni 2009 hinterzogen haben soll. „Ich unterschrieb einen ganzen Stapel Papiere blanko, ahnte aber nicht, dass es so kriminell wird“, gestand der Maurer.

Der Angeklagte hatte sich beim Finanzamt zum Schein als Kleinunternehmer für „Einzelhandel mit Antiquitäten“ angemeldet. Die Anweisungen seien von zwei Männern gekommen, die er über einen Bekannten kennengelernt habe, sagte der Mann aus Reinickendorf. Die beiden Fremden hätten auch alle Formulare ausgefüllt, die er, ohne nachzufragen, unterzeichnet habe. „Ich ahnte, dass es nicht ganz legal ist, aber ich hatte keinen Cent in der Tasche“, sagte der Angeklagte. Die Männer hätten signalisiert, dass er die 500 Euro nehmen und den Mund halten solle. „Es passiert dir nichts, jeder kann sich selbstständig machen“, hätten sie erklärt.

Den versprochenen Lohn steckte M. ein, seine windigen Geschäftspartner aber legten im großen Stil los: Rechnungen für angebliche Feingold-Lieferungen im Volumen von 12,5 Millionen Euro trugen seine Unterschrift. Nun schuldet der Maurer dem Fiskus Umsatzsteuern in Millionenhöhe. „Ich habe von Steuern gar keine Ahnung“, sagte er nun und zeigte sich reuig: „Das war die bitterste Lektion meines Lebens.“ Sein Geständnis und eine Haftungserklärung gegenüber dem Finanzamt werden sich wohl strafmildernd auswirken. Die Richter stellten M. eine Haftstrafe von maximal drei Jahren in Aussicht. Der Prozess wird am Montag fortgesetzt.

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