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Das links-autonome Wohnprojekt und Kulturzentrum "Köpi" mit Wagenplatz in der Köpenicker Straße.

© Christoph Soeder/dpa

Vor Räumung in Berlin-Mitte: „Köpi“-Unterstützer verkünden Besetzung von Gebäude – Polizei widerspricht

Vor der Räumung des Wagenplatzes rufen Bewohner und Unterstützer zu „dezentralen Aktionen“ auf. Dazu gehören offenbar auch Aktionen im Sperrgebiet der Polizei.

Kurz vor der anstehenden Räumung des „Köpi“-Wagenplatzes in Berlin-Mitte macht eine angebliche Besetzung die Runde: Am Donnerstagmittag verkündeten die Bewohner:innen der linksalternativen Köpi auf Twitter, dass ein benachbarter Rohbau besetzt worden sei, um die „Rote Zone“ rund um das Gelände zu stören.

Laut Beobachter:innen vor Ort hingen Transparente aus den Fensterflächen, Musik dröhnte aus dem Gebäude. Ob allerdings tatsächlich Menschen in dem Neubau waren, war zunächst nicht ersichtlich.

Polizeisprecherin Anja Dierschke sagte auf Nachfrage, dass die Polizei nicht davon ausgehe, dass sich derzeit Menschen in der Bauruine befinden würden. „Eine Besetzung kann aktuell nicht bestätigt werden“, sagte sie. Allerdings seien bereits am frühen Nachmittag Einsatzkräfte mit Flaschen beworfen worden.

Um 10 Uhr soll am Freitag der Gerichtsvollzieher das Gelände in der Köpenicker Straße 133-136 in Mitte übernehmen, auf dem sich derzeit noch der linksalternative „Köpi“-Wagenplatz befindet. Rund um den Wagenplatz hat die Polizei, wie berichtet, die Straßen bereits am Donnerstag weiträumig gesperrt und eine „Rote Zone“ eingerichtet, die nur direkte Anwohner:innen betreten dürfen. 

Wie auch bei früheren Räumungen werden voraussichtlich Hunderte Polizist:innen ab den frühen Morgenstunden im Einsatz sein. Bereits in den vergangenen Tagen kundschafteten Polizisten offenbar das Gelände aus: Augenzeugen berichten etwa von Polizeihelikoptern, die über dem Gelände kreisen. 

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Auch in dem Gebäude zwischen Köpenicker Straße und Schillingbrücke, in dem sich unter anderem die Landeszentrale der Gewerkschaft Verdi befindet, postierten sich demnach Polizist:innen auf Balkonen. Verdi selbst distanzierte sich davon – der Gebäudeteil Richtung Köpenicker Straße gehöre nicht der Gewerkschaft, sondern einem Immobilienunternehmen, sagte Sprecher Andreas Splanemann. „Verdi ist selbst keine Konfliktpartei“, sagte er, weder Polizisten noch Journalisten dürften die Verdi-eigenen Räume betreten. 

Autonome rufen dennoch bereits zu Aktionen gegen die Gewerkschaft auf. „Auch Verdi beteiligt sich an der Räumung des Köpiplatz“, twitterten etwa die Bewohner der teilbesetzten „Rigaer 94“.

In den vergangenen Tagen hatten Autonome vermehrt „dezentrale Aktionen“ in verschiedenen Teilen der Stadt durchgeführt. Laut Bekennerschreiben auf der Plattform Indymedia setzten Einzelgrüppchen etwa einen Lieferwagen in Lichtenberg und einen Geldautomaten in Kreuzberg in Brand.

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Beim Bezirksamt Mitte warfen Linksradikale Steine auf die Eingangstüren. Auch vier Autos des Ordnungsamtes Lichtenberg wurden in Alt-Hohenschönhausen in Brand gesetzt. In der Nacht zu Donnerstag brannten schließlich Barrikaden auf dem Bethaniendamm und dem Engeldamm in Kreuzberg sowie in der Köpenicker Straße. Bei allen Angriffen verweisen die anonymen Urheber in ihren Bekennerschreiben auf die anstehende Räumung. 

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Für die Räumung selbst kündigen Bewohner:innen und Unterstützende „größtmöglichen Widerstand“ an. Ein Eilantrag, mit dem die Bewohner:innen die Räumung im letzten Moment stoppen wollten, war am Mittwoch vor Gericht gescheitert. Die Bewohner:innen werfen dem Eigentümer des Grundstücks, dem umstrittenen Immobilienunternehmer Siegfried Nehls, vor, dass eine Unterschrift im Gerichtsverfahren zur Räumung gefälscht worden sei. 

[Lesen Sie mehr auf Tagesspiegel Plus: Vor der Räumung des Köpi-Platzes: Vor einem Jahr wurde das autonome Berliner Hausprojekt „Liebig 34“ geräumt]

Im Umkreis um die sogenannte „Rote Zone“ sind für Freitag ab 5 Uhr morgens diverse Kundgebungen aus dem linken und linksradikalen Spektrum angemeldet. Mehrere Demonstrationen sollen etwa in der Adalbertstraße stattfinden, eine weitere direkt am Rand der Sperrzone in der Köpenicker Straße.

Auch in der Nacht zu Freitag sind mehrere Demonstrationen angemeldet. Das Bündnis „Reclaim Clubculture“ ruft für 18 Uhr zu einer Techno-Demo für den Wagenplatz ab Hermannplatz auf, anschließend soll eine „krawallige Fahrraddemo“ nach Friedrichshain starten. 

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