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Berlin: Vorgänger

über einen fast vernünftigen Terroristen Ginge es nicht um einige fast vergessene Tote, dann hätte das Bild fast etwas Beschauliches: Carlos im Fernsehen. Der legendenumwobene Venezolaner, Schreckbild einer Epoche, könnte sich – theoretisch – aus Paris im Berliner Landgericht zu Wort melden, wo zurzeit gegen seinen ehemaligen Helfer Johannes Weinrich verhandelt wird.

über einen fast vernünftigen Terroristen

Ginge es nicht um einige fast vergessene Tote, dann hätte das Bild fast etwas Beschauliches: Carlos im Fernsehen. Der legendenumwobene Venezolaner, Schreckbild einer Epoche, könnte sich – theoretisch – aus Paris im Berliner Landgericht zu Wort melden, wo zurzeit gegen seinen ehemaligen Helfer Johannes Weinrich verhandelt wird. Wir würden dann vermutlich einen gealterten Bonvivant sehen, der sich nicht mehr richtig an die achtziger Jahre erinnern und der Nebenklage kaum ein Stichwort liefern kann – aufwändige Nachhutgefechte im Prozess gegen einen, der ohnehin schon zu lebenslanger Haft verurteilt ist. Wenn es überhaupt zur TV-Aussage kommt.

Warum berührt die Idee dennoch so seltsam? Weil wir aus dem Fernsehen längst eine ganz andere Art von Terroristen gewohnt sind, gegen die ein Killer wie Carlos fast schon wie ein Ausbund an Rationalität wirkt. Seine Nachfolger enthaupten vor der Kamera, filmen sich selbst beim Selbstmordattentat und geben sich auch sonst größte Mühe, der Welt das Bild fanatischer Verrückter zu übermitteln. Doch die Zeit von Carlos kehrt nicht mehr zurück - auch wenn wir ihn selbst vielleicht per Video sehen.

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