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Berlin: Vorhänge-Schloss für den Palast der Republik

Im Herbst wird der Palast der Republik vom Asbest befreit sein - für rund 73 Millionen Euro. Was dann aus ihm wird, ist noch immer unklar.

Im Herbst wird der Palast der Republik vom Asbest befreit sein - für rund 73 Millionen Euro. Was dann aus ihm wird, ist noch immer unklar. Die Schlossplatz-Kommission hatte schon "Zwischennutzungen" angeregt, und die Staatsoper bat den Bundesfinanzminister als Hausherrn, das Gebäude für Kulturveranstaltungen zu öffnen. Doch die Chancen für Fidelio stehen schlecht. Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) ließ wissen, dass er aus Kostengründen nur eine "äußere Zwischennutzung" für sinnvoll halte. Er könne sich an der exponierten Stelle eine Verhüllung wie am Brandenburger Tor vorstellen, die wie dort über die Stadtgrenzen hinaus Anklang finde.

Strieder ist der Ansicht, dass am verödeteten Schlossplatz etwas geschehen muss, bis irgendwann - wie es die Schlossplatzkommission empfiehlt - vielleicht ein dem Schloss nachempfundener Neubau entstehen kann. Abschließende Überlegungen für Zwischennutzungen des Areals, etwa als Grünfläche, gibt es nicht. Eine Nutzung des Palastes komme nicht in Frage, weil die Herrichtung des Rohbaus mindestens 16 Millionen Euro koste, und auch eine provisorische Wiederbelebung weder vom Land Berlin noch vom Bund bezahlt werden könnte. Aber eine von Sponsoren finanzierte Verhüllung des Palastes der Republik mit Motiven wie dem Stadtschloss könne den Platz, der auf nicht absehbare Zeit verödet bleibe, attraktiver machen. Dies sei aber nur eine Überlegung, hieß es aus dem Haus der Senatsbehörde.

Mit dem Bund als Hausherrn hat Strieder noch gar nicht gesprochen. Der Senator hatte seine Gedanken am Rande des SPD-Parteitags in kleinstem Kreis geäußert, eher ins Blaue hinein. Das Bundesvermögensamt wollte sich gestern dazu nicht äußern. Sein Sprecher Helmut John erinnerte aber daran, dass an dem Palast bereits Werbeplakate gehangen und die Planen der Schloss-Attrappe aus den neunziger Jahren Teile des Gebäudes verhüllt hätten. Der Bund hat, seit die Schlossplatz-Kommission über Zwischennutzungen nachdenkt und Interessenten wie die Staatsoper nachfragen, zumindest die Kosten einer provisorischen Herrichtung des Hauses ermitteln lassen. Sie betragen rund 1,7 Millionen Euro. Aber es fehlten dann Wände, es gäbe Treppenhäuser ohne Geländer, außerdem Deckendurchbrüche und Fußböden "wie die Mondoberfläche", was den Besuch zu einer gefährlichen Angelegenheit mache. Es fehlten Strom und Wasser, Eingänge und Sanitärräume. Eine Nutzung während der Bauarbeiten sei ausgeschlossen, weil die Sanierungsfirmen rund um die Uhr arbeiteten und der Bund für eine ruhende Baustelle täglich rund 159 000 Euro bezahlen müsste. "Die Kosten stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen", bestätigte Petra Reetz von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Aber Senat und Bund werden sich vielleicht doch noch Gedanken machen müssen, die über das Verhüllen des Palastes hinausgehen. Die Experten der Kommission Historische Mitte halten eine vorübergehende Nutzung des Bauwerks für ratsam. Dabei werden sie vom Bezirksamt unterstützt, das sich davon auch eine Belebung des Schlossplatzes erhofft.

Wenn die Kommission am Freitag ihre abschließende Empfehlung für die Gestaltung des Schlossplatzes vorlegt, wird sie ihren Auftraggebern - dem Bund und dem Land - vermutlich auch Finanzierungskonzepte vorlegen, die sich mit der vorübergehenden Wiederbelebung des Palastes der Republik beschäftigen. Nach Ansicht der Kommission sollte innerhalb von zehn Jahren ein Bauwerk entstehen, das zumindest auf drei Seiten die Barockfassaden des alten Hohenzollernschlosses zeigt und Museen, Bibliotheken, wissenschaftliche Sammlungen und öffentliche Räume beherbergt. Die Fassade könnte als Plane den Palast verhüllen.

Christian van Lessen

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