zum Hauptinhalt

Berlin: Vorname: Benjamin Nachname: Unbekannt

Das Findelkind im Krankenhaus Friedrichshain erholt sich gut. Die Polizei sucht nach der Mutter

80 Gramm hat Benjamin schon zugenommen. Seit Freitag ist der kleine Junge im Krankenhaus Friedrichshain, nachdem ihn jemand vermutlich einen Tag nach seiner Geburt in einer Plastiktüte von „Kaiser’s“ in einem Kindergarten abgestellt hat. 1930 Gramm vermerkt die Patientenkarte neben dem Bettchen als aktuelles Gewicht, dort, wo eigentlich der Nachname sein müsste, steht „unbekannt“. Die Krankenschwestern tauften das Findelkind „Benjamin“, wahrscheinlich werden die Behörden den Namen übernehmen. Nun muss ein Nachname gefunden werden – oder die Mutter. Ein möglicher Behörden-Nachname ist „Freitag“. An diesem Wochentag wurde der etwa einen Monat zu früh geborene Junge an der Neustrelitzer Straße 34 in Hohenschönhausen ausgesetzt.

Chefermittlerin Gina Graichen geht davon aus, dass die Mutter irgendwo in der näheren oder auch etwas weiteren Umgebung wohnt. Die Kita liegt in einer Sackgasse, eine Fremde finde dort nicht hin, heißt es bei der Kripo. Wie berichtet, fand eine Mutter, die Freitagmittag ihren Sohn dort abholen wollte, das kleine Bündel im Foyer auf dem Fußboden. Etwa zehn Minuten soll es dort gelegen haben, gewärmt nur von zwei Handtüchern. Zunächst hatte die Polizei angenommen, dass der Junge dort länger lag, schließlich war sein Körper schon auf 34,6 Grad ausgekühlt. Ein weiteres Rätsel ist das „Krankenhaus“-Handtuch, in das Benjamin gewickelt war. Denn geboren wurde das Kind mit Sicherheit zu Hause, abgenabelt wurde es von Laien, sagen Mediziner. Weitergeholfen hat das Handtuch der Polizei nicht, es wird in allen Vivantes-Kliniken benutzt.

Nun liegt Benjamin umringt von Schmusetierchen in einem Brutkasten. Er entwickelt sich gut, sagte Oberarzt Karl Schunck gestern, während Benjamin das Blitzlichtgewitter, das ein Dutzend Fotografen auf Station 91 veranstaltete, einfach verschlief.

Wenn Benjamins Mutter gefunden wird, muss sie mit einer Anklage wegen Kindesaussetzung rechnen. Hauptkommissarin Graichen hält ihr aber zugute, dass sie das Kind an einer Stelle ablegte, wo es schnell gefunden werden konnte. Eine Gefängnisstrafe müsse die Frau wohl nicht befürchten. Eher Probleme durch fehlende medizinische Versorgung nach der Geburt. Dringend bittet Gina Graichen die Frau, zum Arzt zu gehen, sonst sei ihr Leben bedroht. Bislang gingen vier Hinweise auf die Mutter bei den Ermittlern ein. Sie stellten sich alle als falsch heraus. Weitere Hinweise werden, auch anonym, unter Telefon 4664 912500 angenommen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false