zum Hauptinhalt

Berlin: Vorschulische Erziehung: Böger will Kinder nur noch in Kitas schicken

Schulsenator Klaus Böger (SPD) plant eine Reform der Vorschule. Das jetzige Doppelangebot von Vorklassen in den Schulen einerseits und Vorschulgruppen in Kitas andererseits soll durch ein einziges Angebot ersetzt werden.

Schulsenator Klaus Böger (SPD) plant eine Reform der Vorschule. Das jetzige Doppelangebot von Vorklassen in den Schulen einerseits und Vorschulgruppen in Kitas andererseits soll durch ein einziges Angebot ersetzt werden. Dies könnte auf eine Abschaffung der Vorklassen hinauslaufen, die zurzeit von rund 10 000 Kindern besucht werden.

Für die vollständige Verlagerung der vorschulischen Erziehung an die Kitas spricht die im Schulgesetz vorgesehene Absenkung des Einschulungsalters von sechs auf fünfeinhalb Jahre. Dadurch kämen die Kinder jünger in die Vorschule als bisher. "Macht es Sinn, Kinder schon mit viereinhalb Jahren in die Vorklassen zu bringen?", fragt sich Jugend-Staatssekretär Frank Ebel (SPD) und seine Antwort "Nein" schwingt schon mit. Denn in den Vorklassen geht es zwar spielerischer zu als in den "richtigen" Klassen. Aber eben nicht so locker wie in den Kitas.

Die Verlagerung an die Kitas hätte aus Sicht vieler den Vorteil, dass der Ärger um die fehlende Nachmittagsbetreuung vorbei wäre: Vorklassen-Kinder haben nämlich keinen Anspruch auf Kita- oder Hortbesuch nach der Schule. Die Kinder werden maximal von 7.45 Uhr bis 13.30 Uhr betreut. Wenn eine Vorklassenleiterin erkrankt, schickt man die Kinder schon nach drei Unterrichtstunden nach Hause - eine Katastrophe für berufstätige Eltern. Die meisten Familien lassen die Kinder deshalb in der Kita, wo die Vorschulgruppen ganztägig betreut werden. Dennoch bieten immerhin 335 von 480 Grundschulen Vorklassen an.

Wenn der Vorschul-Auftrag vollständig an die Kitas überginge, müssten die Erzieherinnen allerdings mehr als bisher ihre Arbeit auf die schulischen Belange ausrichten. "An den Konzepten muss weitergearbeitet werden", fordert deshalb Staatssekretär Ebel. Ihm gibt die jüngste Erstklässler-Untersuchung aus Wedding recht. Sie hatte ergeben, dass ein Großteil der ausländischen Kinder mit erheblich sprachlichen Defiziten eingeschult werden - selbst wenn sie drei Jahre lang eine vorschulische Einrichtung oder eine Vorklasse besucht haben.

Die Reform der vorschulischen Angebote könnte schon nächstes Jahr umgesetzt werden, hofft Bögers Referentin Angelika Hüfner. Zurzeit sei allerdings "noch sehr vieles im Fluss". Tatsächlich dürfte Ebels Marschrichtung noch auf erhebliche Gegenwehr stoßen, da die Vorklassen viele Fürsprecher haben. "Kinder können hier besser an den Schulalltag herangeführt werden", meint etwa der Bündnisgrüne Schulpolitiker Özcan Mutlu. Er plädiert dafür, unbedingt beide Angebote beizubehalten.

Egal, wie die Debatte ausgeht: Die Vorklassen werden wohl gebührenfrei bleiben. Die Überlegung des CDU-Finanzsenators, mit neuen Elternbeiträge dem klammen Landesetat zu helfen (wir berichteten), fand bisher kaum Unterstützung. Böger nennt eine Elternkostenbeteiligung den "falschen Weg", weil Familien dadurch abgeschreckt würden, ihre Kinder in die Vorschulen zu geben. Die Schulpolitiker von CDU und Bündnisgrünen sprachen von einem "absurden" Vorschlag. Ebel wies darauf hin, dass auch die Vorschulgruppen in den Kitas kostenlos seien. Hier werde lediglich für das Mittagessen und die Nachmittagsbetreuung ein Beitrag zwischen 75 und 210 Mark kassiert.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false