Vorwahlkampf in Brandenburg: Martin Schulz erstmals zu Besuch in Ostdeutschland
Auf Vorwahlkampf-Tour durch Brandenburg: SPD-Hoffnungsträger Martin Schulz sucht das Gespräch mit den Menschen.
Dietmar Woidke ist ein großer Mann, weit über 1,90 Meter. Aber an diesem Mittwochvormittag in Königs Wusterhausen wirkte er unsichtbar. Irgendwann, als die Fragen mal wieder nicht so direkt an den brandenburgischen Ministerpräsidenten von der SPD gestellt wurden, sagte er höflich, aber doch ein bisschen genervt: „Danke, dass ich auch was sagen darf…“
Es dreht sich eben alles nur um einen, der aus Woidkes Sicht fast zwei Köpfe kleiner ist, aber demnächst noch viel bedeutender sein will: Martin Schulz, designierter SPD-Kanzlerkandidat, war erstmals zu Besuch in Ostdeutschland, erst in Königs Wusterhausen, dann in Lübben und später, am Abend, schließlich noch in Leipzig, wo er die Thomaskirche besuchen wollte. Vielleicht war es eine kleine Anspielung auf den Marathon, den Schulz bis zur Bundestagswahl zurückzulegen hat, dass er ausgerechnet ein Unternehmen für Einlegesohlen besuchte.
Schulz ist den Menschen schnell nah
Die Pedag International hat einst nach der Wende aus West-Berlin kommend mit 30 Mitarbeitern angefangen, heute sind es 170, die Produkte werden in 150 Länder exportiert. Eine Erfolgsgeschichte und Grund für Selbstbewusstsein. Und so hatte Geschäftsführer Thomas Timm einen besonderen Willkommensgruß an Schulz, denn er fand: Befristete Arbeitsverträge seien doch, anders als es Schulz wohl sehe, eine sinnvolle Sache. „In den letzten fünf Jahren haben wir 20 befristete Verträge entfristet“, sagte Timm und fügte an. Befristung sei kein „Teufelszeug“.
Man kann als Kanzlerkandidat eben nirgendwo hinkommen, ohne dass das, was man vorher gesagt hat, immer eine Rolle spielt. Und so musste Schulz, zwei Tage nach seiner Rede in Bielefeld, zurückrudern und zugestehen, dass es schon auch wirtschaftliche Gründe für befristete Arbeitsverträge geben dürfe. Das hatte am Montag noch anders geklungen.
Später, in der Werkshalle des Unternehmens, erntete Schulz bewundernde Blicke von der fast ausschließlich weiblichen Mitarbeiterschaft, er beschaute sich intensiv das Sohlenleder, fand, das sei erstklassige Qualität und bestätigte, dass es absolut nur nach Leder rieche. Sein Talent, Menschen schnell nahe zu sein, war gut zu sehen.
Noch nimmt sich Schulz viel Zeit
Schulz' macht jeden Tag Wahlkampf, vorerst für die drei anstehenden Landtagswahlen. Und so eilte er nach dem Termin in Königs Wusterhausen nach Lübben, wo er eines der Brandenburger Vorzeigeprojekte besuchte: Das Netzwerk Gesunde Kinder, einst noch unter Ministerpräsident Matthias Platzeck initiiert. Ehrenamtliche melden sich als Paten für Familien, die Hilfe bei der Erziehung und der Betreuung ihrer Kinder brauchen.
Noch nimmt sich Martin Schulz bei allen Termin Zeit, um ohne Medien mit Mitarbeitern oder Betroffenen zu reden. Auch in Lübben. Er wolle, sagen seine Mitarbeiter, diese Gespräche führen, um Anregungen für das Wahlprogramm zu bekommen. Denn sein Leitmotiv für den Wahlkampf, das wiederholte Schulz auch am Mittwoch, lautet ja: „Ungerechtigkeiten beseitigen.“
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