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Berlin: Während beim Kanzler alles glatt ging, fiel im Reichstag der Strom aus

Da freut sich der Bär: Mit einer Torte voller Marzipan-Bärchen wurde Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) gestern Nachmittag in Berlin empfangen. Der Kanzler wurde in seinen Dienstsitz im ehemaligen Staatsratsgebäude vom Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) begrüßt.

Da freut sich der Bär: Mit einer Torte voller Marzipan-Bärchen wurde Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) gestern Nachmittag in Berlin empfangen. Der Kanzler wurde in seinen Dienstsitz im ehemaligen Staatsratsgebäude vom Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) begrüßt. Auch Bundesaußenminister Joschka Fischer und Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) bezogen ihre Berliner Dienstsitze in der ehemaligen Reichsbank (Außenamt) und am Alexanderplatz. Die CDU-Bundeszentrale nahm vorläufig ihren Sitz am Checkpoint Charlie; die eigentliche CDU-Zentrale am Tiergarten wird im Juni 2000 fertig.

Großer Bahnhof im Staatsrat: Vor fast 200 Mitarbeitern des Kanzleramtes und einer kaum zu bändigenden Horde von Fotografen und Kamerateams, die selbst die Sicherheitsbeamten zur Seite fegten, hielt Schröder seine Antrittsrede. Dieser "historische Moment" sei nur durch die Zivilcourage der Ostdeutschen möglich geworden, sagte der Kanzler. "Ich habe Berlin immer gemocht." Es gebe hier eine Menge zu entdecken, etwa die Museumsinsel. Wenn er aus seinem Dienstzimmer auf den Schlossplatz blicke, verstehe er, wie man über den Wiederaufbau des Schlosses nachdenken könne.

Diepgen begrüßte Schröder als künftigen "Nachbarn des Roten Rathauses". "Ich freue mich, dass Sie einen Beitrag zur Identitätsfindung der Stadt leisten wollen", sagte der Bürgermeister. Die Berliner Mentalität sei anders als die Bonner, aber beide Seiten würden sich anpassen. Viele Fragen müsse sich der Kanzler hier neu stellen, etwa die Angleichung der Ost- an die West-Löhne.

Anschließend ging Schröder vor das Staatsratsgebäude, wo er eine Menge von knapp hundert Berlinern begrüßte, die sich dort angesammelt hatte. Dann ging er die Treppe hinauf, vorbei an den bemalten bunten Fenstern - Friedenstaube, Rote Fahne, Arbeiterfäuste, dazu der Spruch "Trotz alledem" - wo die Presse dann nicht mehr mitdurfte. Walter Momper hatte sich übrigens, Gerüchten zum Trotz, nicht blicken lassen, allerdings will der SPD-Kandidat dem Kanzler noch in dieser Woche die Stadt zeigen, "und nicht nur die schönen Seiten".

Wenige Stunden zuvor hatte die CDU ihr Berliner Quartier aufgeschlagen, in einem gemieteten Haus an der Mauerstraße nahe dem Checkpoint Charlie. Diepgen überreichte dem Chef der Bundespartei, Wolfgang Schäuble, und der Generalsekretärin Angela Merkel zwei Berliner Bären. An der Feier nahmen auch die frühere Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth, Ex-Generalsekretär Heiner Geißler und der ehemalige FDP-Wirtschaftsminister Günter Rexrodt teil. Diepgen erinnerte daran, daß sich hier 1961 Panzer gegenüber gestanden hätten. Nun sei der Ort ein Symbol des Zusammenwachsen.

Apropos Gewächs: Der grüne Umweltminister Jürgen Trittin, der gestern seinen Berliner Sitz am Alexanderplatz bezog, bekam einen Kaktus geschenkt, von Grünen und Umweltgruppen. Joschka Fischer hingegen, der am Mittag in das ehemalige ZK-Gebäude gezogen war, hatte einen Obstkorb überreicht bekommen. Auch Fischer war von einem Pressetross nachgerade belagert worden ("Wenn ihr mir wenigstens meinen neuen Schreibtisch nicht demoliert, wäre ich dankbar").

Schäden gibt es auch im Reichstag zu vermelden: Nach einer technischen Panne fiel gestern Nachmittag für eine halbe Stunde der Strom aus, was vor allem für die Computer abträglich war. Wie Parlamentssprecher Wolfgang Wiemer bestätigte, waren zwar technische Überprüfungen angekündigt, weshalb die Fahrstühle zeitweise außer Funktion sein sollten. Durch einen Kurzschluss wurde aber offensichtlich das gesamte Haus still gelegt. Besucher waren wegen der Tests nicht im Hause; auch heute bleibt der Reichstag geschlossen.

Eva Schweitzer

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