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Berlin: Waffenschau neben dem Pausenhof

In der Nähe der Thomas-Mann-Oberschule werden neuerdings Messer und Pistolen verkauft

Gürtel-, Jagd- und Klappmesser, Schwerter, Säbel, Pistolen und Gewehre in verschiedenen Größen, mit unterschiedlichen Magazinen oder Schalldämpfern – dieses Angebot füllt die Schaufenster eines Tabak- und Waffengeschäftes in unmittelbarer Nachbarschaft der Thomas-Mann-Oberschule in Reinickendorf. Viele Schüler werfen nun täglich einen Blick in die Schaufensterauslagen. Denn seit etwa einem Monat liegt der Laden auf ihrem Schulweg.

Franco geht oft in das Geschäft „PW Tobacco“, er liebt Waffen. „Damit kann man knallen, spielen und kämpfen“, sagt der 13-jährige Schüler der Thomas-Mann-Oberschule. Eltern und Lehrer sind anderer Meinung. Für sie gehört das Geschäft, in dem zu 80 Prozent Waffen verkauft werden, nicht in die Nähe einer Schule. „Der Laden animiert zu Gewalt und stellt eine Gefahr von außen dar“, sagt Lehrerin Kathrin Schmidt. Bereits Siebtklässler würden sich Waffenprospekte in der großen Pause ansehen. „Ignorant“ findet Gesamtelternvertreterin Michaela Heckershoff die Ansiedlung des Waffengeschäftes in unmittelbarer Nachbarschaft der Schule. Der Laden verführe die Schüler dazu, sich intensiver mit Waffen zu beschäftigen.

Die Ladenfläche zählt zum benachbarten Einkaufsgebiet Märkisches Zentrum und wird von der britischen Unternehmensgruppe Donaldsons Europe verwaltet. Waffen gibt es dort bereits seit über zehn Jahren, nur befand sich der Laden etwas versteckter direkt im Einkaufszentrum. „Wegen Umbaumaßnahmen wurde das Geschäft umgesetzt“, berichtet Centermanager Ted Walle. Eine alternative Ladenfläche habe es nicht gegeben.

Der Geschäftsinhaber, der seinen Namen nicht nennen will, freut sich über den Umzug, er hat jetzt mehr Ladenfläche und größere Schaufenster als vorher. Sein Publikum bestehe vor allem aus Stammkunden. Der neunjährige Justin kannte den Laden bereits vor dessen Umzug, seitdem dieser besser zu erreichen ist, kommt er öfter. „Außer Sonntag sehe ich mir jeden Tag die Sachen an“, sagt der Schüler der Lauterbach-Grundschule.

Schulleitung und Elternvertretung haben sich nun an die Bezirksbürgermeisterin gewandt. „Der Centermanager ist einsichtig, der Laden soll mittelfristig umziehen und weniger Waffen in seinen Auslagen präsentieren“, sagt Marlies Wanjura (CDU). Das könnte allerdings heißen, dass die Schüler noch rund eineinhalb Jahre lang Waffen auf ihrem Schulweg sehen. Erst dann soll, so Ted Walle, das Geschäft der bundesweiten Kette PW Tobacco wieder umziehen.

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