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Lehrerin vor Tafel

© dpa

Wahl der Oberschulen: Die Schulwahl ist eine Qual

Seit einer Woche laufen die Anmeldungen für die Oberschulen. Welche Erfahrungen machen Familien dabei? Eine Mutter berichtet.

Die Rektorin am gut beleumundeten Bertha-von-Suttner-Gymnasium in Reinickendorf, Etta Ites-Pätzold, starrt angestrengt auf ihren Zettel. Sie führt die Europaschule seit August 2015. Es ist der „Tag der offenen Tür“ an dem Gymnasium, das sich seine Schüler aussuchen kann. Viele aus dem benachbarten Pankow melden ihre Kinder hier an. Nach einem beeindruckenden Showprogramm führen Lehrer Schüler- und Elterngruppen durch die Schule – und wehe, eines der Kinder ist unaufmerksam. Dann sagt der Lehrer X: „Du hast nicht genug Respekt vor den Leistungen der Schüler hier.“ Sicher eine gute Schule, aber ist sie richtig für ein Kind, das mit fünf Jahren eingeschult wurde?

Beim Tiergarten-Gymnasium war es entspannter, die Schülerschaft gemischter. Die Jungs vom Breakdance-Club nehmen die Gäste in Empfang. Perfekt deutsch sprechende junge Männer türkischer und arabischer Herkunft führen die Eltern und Kinder umher. Die Stimmung ist gelöst. Auch hier gibt es einen bilingualen Zug, in dem mehrere Fächer auf Englisch unterrichtet werden.

Übernachfrage in den meisten Schulen

In der Max-Beckmann-Oberschule in Reinickendorf gibt es das auch. Nur könnte das Kind dort sein Abitur nach 13 Jahren ablegen. Auch diese Schule macht einen ausgezeichneten Eindruck – und kann sich ihre Schüler selbst aussuchen. Wie die meisten guten Integrierten Sekundarschulen ist sie übernachgefragt. Wer sich da anmeldet, sollte eine andere gute Schule in petto haben – und zwar im eigenen Bezirk.

Die Schulwahl ist eine Qual. Nicht nur muss die richtige Schule gefunden werden. Es muss berücksichtigt werden, wie hoch die Chancen sind, dort reinzukommen. Der Zweitwunsch kommt zum Zug, wenn der Erstwunsch nicht geklappt hat. Dann ist es Mai oder Juni. Ist das eine übernachgefragte Schule, wird der Packen an die Drittwunsch-Schule weitergeleitet. Ist das keine unternachgefragte Schule aus dem eigenen Bezirk, teilt der Bezirk zu. Übrig sind dann die Schulen mit dem miesesten Ruf.

Warum die Kinder und Eltern aus den Integrierten Sekundarschulen und Gymnasien in Wedding und Moabit flüchten, kann Susanne Kriegel-Wethkamp von der Schulaufsicht Mitte nicht verstehen. „Unsere Schulen sind besser als ihr Ruf“, sagte sie vor Kurzem im Bezirkselternausschuss. Da ging es darum, warum knapp 20 Prozent der Schulabgänger in Mitte die Schule ohne Abschluss verlassen.

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