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Update

Wahl zum Parteirat: Die Grünen in Berlin strafen Künast ab

Die Ex-Spitzenkandidatin erreicht bei der Wahl zum Parteirat nur 48,3 Prozent – und schafft es erst im zweiten Anlauf.

Von Sabine Beikler


Mitten in die Debatte um das Führungspersonal der Grünen für die Bundestagswahl 2013 hat die ehemalige Spitzenkandidatin für die Berliner Abgeordnetenhauswahl und Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Renate Künast, einen herben Dämpfer erlitten. Bei der Wahl zum 21-köpfigen Parteirat in ihrem Berliner Landesverband fiel Künast am Sonnabend mit einem Stimmergebnis von nur 48,3 Prozent im ersten Wahlgang durch und verfehlte das nötige Quorum deutlich. Erst im zweiten Wahlgang erreichte sie mit 76,51 Prozent die nötigen Stimmen.

Nach einer Unterbrechung des Parteitags entschied sich Künast, erneut zu kandidieren. „Ich glaube, ich habe verstanden. Das war eine Botschaft für Dinge, die im Wahlkampf falsch gelaufen sind“, sagte sie sichtlich mitgenommen zu den 155 Delegierten. „Ich weiß, dass ich Fehler gemacht habe. Ich will das ehrlich aufarbeiten.“ Es sei ihre „Pflicht“, im Parteirat mitzuarbeiten. In dem neu geschaffenen Beratungsgremium könne man gemeinsam Fehler aufarbeiten und Strategien entwickeln. „Ich möchte das gern tun, weil mir dieser Landesverband am Herzen liegt.“

Die Niederlage habe sie fast geahnt, räumte die 56-Jährige ein. Es sei die „erste Möglichkeit nach dem Wahlkampf gewesen, eine gelbe Karte zu zeigen“, sagte sie dem Tagesspiegel am Sonntag. Eine Stärke von ihr sei es, nicht nur anzugreifen, sondern auch „standhalten“ zu können. Sie sei für ihre „Steherqualitäten“ bekannt, sagte sie.

"Renate kämpft" - so ging Künast in den Wahlkampf für das Berliner Abgeordnetenhaus:

Renate Künast, früher Spitzenkandidatin der Grünen, verliert den Rückhalt in der Partei.
Renate Künast, früher Spitzenkandidatin der Grünen, verliert den Rückhalt in der Partei.

© dpa

Das Abschneiden der 56-jährigen Fraktionschefin im Bundestag ist Ausdruck der Unzufriedenheit ihres Landesverbands mit Künasts Agieren nach der Wahlschlappe bei der Abgeordnetenhauswahl in Berlin im September. Realpolitiker aus ihrem eigenen Parteilager werfen ihr auch ein halbes Jahr nach der Wahl mangelnde Selbstkritik vor. Die neue Fraktion im Abgeordnetenhaus hatte monatelang über die Konsequenzen gestritten. Dabei ging es vor allem um Personalfragen.

Dass Künast so einen harten Dämpfer erlitt, schockierte viele Delegierte. „Wenn es Kritik gibt, hätte man es im Vorfeld artikulieren müssen. Das wäre anständig gewesen“, sagte der Berliner Landesvorsitzende Daniel Wesener. So zu agieren, sei „feige von den Realos, die ihr ein Messer in den Rücken steckten. Wenn man jemanden nicht will, soll man das offen sagen“, sagte der Parteilinke Dirk Behrendt.

Aus dem Realo-Lager war zu hören, dass dieses Wahlergebnis eine Spitzenkandidatur von Künast für die Bundestagswahl 2013 „nicht prädestiniert“. Renate Künast lehnte dazu eine Stellungnahme ab. Die Grünen würden nach der Sommerpause über Kandidaten entscheiden. Wenn sich mehr als zwei Kandidaten melden, soll voraussichtlich eine Urwahl bei den Grünen über das Spitzenduo beschließen.

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