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Berlin: Wahlwerbung auf Türkisch in Berlin

Wie Kandidaten in muttersprachlichen Zeitungen um Stimmen werben

Seit knapp einer Woche dürfen die Parteien in Berlin mit Plakaten um die Stimmen der Wähler für die Wahlen zum Abgeordnetenhaus am 17. September werben. Rund 60 000 eingebürgerte Türken leben in Berlin. Ein Großteil von ihnen dürfte wahlberechtigt sein. Deshalb war dieser Stichtag auch für die auflagenstarke Hürriyet ein Thema. „Kandidaten erledigen ihre Arbeit selbst“, schrieb die türkische Tageszeitung in der Überschrift zu einem Bericht am Dienstag. Auf den beiden Bildern zum Text sah der Leser zwei türkischstämmige Politiker, die gerade dabei sind, in ihren Wahlkreisen ihre Plakate an Bäumen oder Laternenmasten zu befestigen. Der bildungspolitischer Sprecher der Grünen, Özcan Mutlu, der in Kreuzberg kandidiert, stand dabei auf einer Leiter und klebte sein Konterfei ohne fremde Hilfe an. „Der Wettkampf um die besten Plätze für die Wahlplakate hat begonnen“, heißt es in dem Artikel. „Der Kandidat der Grünen, Özcan Mutlu, zeigte, dass er ein Profi ist. Bilkay Öney bekommt Hilfe von ihrem Cousin.“ Allerdings erklärte die Hürriyet Özcan Mutlu nicht nur deshalb zum Wahlprofi, sondern auch, weil er bereits zum dritten Mal bei den Wahlen zum Abgeordnetenhaus antritt. Bilkay Öney, die die Grünen auf Platz drei ihrer Landesliste gewählt hatten, ist dagegen zum ersten Mal dabei. „Ihr Cousin half ihr, ihre Wahlplakate in Wedding aufzustellen“, schrieb die Zeitung.

Dieser Bericht war erst der Auftakt der Wahlberichterstattung in türkischen Blättern. Am Sonntag widmete die Zeitung eine halbe Seite der Europa-Beilage dem Thema Wahlkampf in der deutschen Hauptstadt. „Bei der Linkspartei/PDS kandidieren Evrim Baba, Kadriye Karci und Figen Izgin sowohl über die Liste als auch als Direktkandidaten“, berichtete das Blatt. Dazu zeigte die Hürriyet ein Foto, auf dem die drei Politikerinnen ein Plakat ihrer Partei hochhalten. Im Text erwähnte die Zeitung, dass Giyasettin Sayan zum dritten Mal als Direktkandidat in Lichtenberg ins Rennen geht. Die Überschrift: „Die Linke/PDS vertraut auf ihre türkischstämmigen Kandidaten.“

Darunter berichtete die Zeitung über die Aktionen der CDU und SPD in Friedrichshain-Kreuzberg. „In den Kreuzberger Wahlkampf kommt Bewegung“, titelte das Blatt. Dazu zeigte die Hürriyet zwei Aufnahmen, auf denen die Kandidaten der beiden Parteien in Kreuzberg Wahlwerbung an Passanten verteilen. Die CDU habe „mit Sedat Samuray bundesweit erstmals in einem Landkreis einen türkischstämmigen Direktkandidaten aufgestellt“, meinte die Zeitung. Dazu sah der Leser ein Foto, auf dem der 54-jährige Politiker, der auf einen Sitz im Abgeordnetenhaus hofft, Wahlwerbung in Richtung einer dunkelhaarigen Passantin hält. Auf einem anderen Bild sah der Leser den Direktkandidaten der SPD Björn Eggert, der wie der türkischstämmige Kandidat der CDU im Wahlkreis 2 des Multi-Kulti-Bezirkes um Wählerstimmen wirbt. „Auch er verteilte auf dem Freitagsmarkt Wahlwerbung“, berichtete die Hürriyet. Der „Freitagsmarkt“, damit ist der Wochenmarkt am Maybachufer gemeint.

Suzan Gülfirat

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