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Brandenburg, Beelitz: Einsatzkräfte der Hilfsorganisation @fire legen Gegenfeuer, um eine weitere Ausbreitung des Waldbrandes zu verhindern und die Feuerwehr bei der Bekämpfung des Feuers zu unterstützen. Der Waldbrand bei Beelitz (Potsdam-Mittelmark) ist mittlerweile unter Kontrolle.

© Cevin Dettlaff/dpa-Zentralbild/dpa

Waldbrände in der Mark: Brandenburg braucht eine bessere Feuerwehr

Erst der Regen half gegen die Brände in Brandenburg. Auf den ist aber kein Verlass mehr. Was politisch getan werden müsste - ein Kommentar.

Ein Kommentar von Thorsten Metzner

Es hat geregnet. Gerade noch rechtzeitig. Die Natur, die durch Trockenheit und starken Wind die Waldbrände im Südwesten Berlins eskalieren ließ, hat dann auch geholfen, sie zu löschen. Bedroht waren die Brandenburger Orte Treuenbrietzen und Beelitz, wo vor vier Jahren schon mal 160 Hektar Wald abgefackelt wurden. Nun sind dort auch die neuen Setzlinge wieder vernichtet.

Noch mal davongekommen. Beruhigender kann die Diagnose nicht ausfallen. Es hätte genauso gut zeitgleich im ebenso trockenen Norden von Berlin weitere Waldbrände geben können. Dann hätte es auch hier Bilder gegeben, wie man sie bisher nur aus Kalifornien, Australien, Griechenland, Spanien oder Portugal kennt, aus – bisher noch – heißeren Gegenden dieser Erde.

Brandenburg ist seit jeher besonders anfällig für Waldbrände. Nirgendwo sonst in Deutschland ist die Gefahr so groß wie in diesem Landstrich. Von den eine Million Hektar Wald in Brandenburg, die 40 Prozent der Landesfläche bedecken, sind 70 Prozent Kiefernwälder. Das ist eine riskante Monokultur auf einer Fläche, die fast zehn Mal so groß ist wie Berlin, denn Kiefern brennen schnell. Manchmal genügt ein Funke. Das ist kein neues Phänomen. Das war schon so zu Fontanes Zeiten und auch noch vor einem Jahrzehnt.

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Und doch ist es nicht mehr so, wie es mal war. Waldbrände, die sich rasant ausbreiten und Wohngebiete bedrohen, häufen sich. Die Gründe dafür sind allseits bekannt. Extreme Witterungslagen nehmen insgesamt zu, ob nun Jahrhunderthochwasser im Zwei-Jahres-Takt, Dürresommer, sinkende Wasserpegel oder ausgetrocknete Flüsse wie jetzt wieder im Süden der Mark. Nur Unbelehrbare werden den Klimawandel und seine Folgen für die Region noch bestreiten.

Was getan werden müsste, ist bekannt

Dass im märkischen Sand immer noch viel Munition herumliegt, teils Weltkriegsaltlasten , teils Reste der Roten Armee von Truppenübungsplätzen, erschwert bis heute Löscharbeiten – und ist ein absehbar nicht zu lösendes Problem. Niemand kann das alles vorsorglich aus dem Boden zu holen. Allein in Oranienburg sind für die Munitionsbeseitigung Jahrzehnte anberaumt.

[Lesen Sie mehr: Waldbrände in Brandenburg: Der Großeinsatz in Beelitz und Treuenbrietzen in Bildern (T+)]

Was getan werden kann, was getan werden müsste, um solche Schreckensszenarien für Menschen in Treuenbrietzen, Beelitz oder anderswo zu vermeiden? Auch das ist bekannt. Waldumbau, Laubbäume anpflanzen, denn Mischwälder halten das Wasser in der Landschaft und fackeln nicht so schnell ab. Warum wird das nicht forciert? Warum wird bei neuen Eigenheimsiedlungen am Waldrand das Brandrisiko wenig beachtet? Wie verlässlich ist Brandbekämpfung noch, die – außer in Potsdam und drei größeren Städten mit Berufsfeuerwehren – allein freiwillige Feuerwehren, also Ehrenamtler, stemmen?

Das System stößt gleich an mehrere Grenzen: Es gibt Nachwuchssorgen, immer Menschen pendeln, sind kaum zu Hause, und zugleich häufen sich die Extremlagen. Nötig ist ein landesweites Netz von Stützpunktfeuerwehren mit hauptamtlichen Feuerwehrleuten. Womöglich gestützt durch Löschflugzeuge. All das ist längst bekannt. Die Umsetzung dauert viel zu lange. Aber das nächste Feuer wird kommen. Was, wenn der rettende Regen dann ausbleibt?

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