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Ein Feuerwehrmann im Einsatz gegen den Waldbrand bei Fichtenwalde.

© Sebastian Gabsch PNN

Update

Waldbrand in Brandenburg: Feuer unter Kontrolle – Verkehrssituation um Berlin beruhigt sich

Am Autobahndreieck Potsdam sind 50 Hektar Wald in Flammen aufgegangen. Der Brand ist zwar unter Kontrolle, die Gefahr aber noch nicht ganz gebannt.

Der schwere Waldbrand am Autobahndreieck Potsdam an der A9 bei Fichtenwalde ist zwar unter Kontrolle - doch die Situation bleibt brenzlig. Eine am Donnerstag vorbereitete Evakuierung von Fichtenwald ist inzwischen ausgeschlossen. "Wir hoffen, dass es mit dem Wind weiter so bleibt, weil Funkenflug immer gefährlich werden kann", sagte die Sprecherin des Landkreises Potsdam-Mittelmark. 

Der Waldbrand hatte umfangreiche Autobahnsperrungen notwendig gemacht, von denen einige auch am Freitag noch andauerten. Mittlerweile ist nur noch die A9 vom Autobahndreieck Potsdam in Richtung Süden bis Beelitz gesperrt. Der Berliner Ring, der rund um das Dreieck Potsdam komplett gesperrt war, ist inzwischen in alle Richtungen wieder frei. Lediglich die Überfahrt von der A2 aus Magdeburg auf den südlichen Berliner Ring ist noch nicht möglich. Auch der Verkehr auf den Ausweichstrecken hat sich beruhigt. Hier sei nur noch mit circa 40 Minuten Verzögerung zu rechnen, sagte ein Mitarbeiter der Verkehrsinformationszentrale.

Brandenburgs Verkehrsstaatssekretärin Ines Jesse appellierte am Freitagmorgen an die Autofahrerinnen und Autofahrer, sie sollten im Stau eine Rettungsgasse bilden. "Sie helfen damit Polizei und Feuerwehr schnell zu ihren Einsatzorten zu kommen. Bei schweren Unfällen zählt jede Sekunde, um Leben zu retten.“

Löschpanzer und Hubschrauber im Einsatz

Der Munitionsbergungsdienst des Landes hatte am Morgen auf dem Gelände keine größeren Sprengkörper, wie etwa Fliegerbomben gefunden, und die Brandstellen für einen Berge- und einen Löschpanzer freigegeben, die der Kreis am Vorabend angefordert hatte. Die Spezialfirma mit den Bergepanzern kommt aus Sachsen-Anhalt, das Technische Hilfswerk ist vor Ort. Der Bergepanzer hatte am Mittag eine Schneise durch den brennenden Kiefernwald geschlagen, die vom Löschpanzer bewässert wurde.

Die Feuerwehr hat die ganze Nacht über gegen die Flammen angekämpft. Der Vize-Landrat von Potsdam-Mittelmark, Christian Stein (CDU), sagt noch am Donnerstagabend, es bestehe keine Gefahr mehr, dass Flammeen die Häuser erreichten. Ständig wechselnde Winde hatten die Löscharbeiten erschwert. Die Feuerwehrleute sorgten nun vor allem dafür, dass sich der Brand nicht weiter ausbreite. Dafür wurde unter anderem mit einem sogenannten Schaumteppich eine Barriere entlang des Europa-Radweges hergestellt. Fichtenwalde, ein Ortsteil der für ihren Spargel bekannten Stadt Beelitz, zählt rund 2800 Einwohner.

Nach Angaben von Brandenburgs Waldbrandschutzbeauftragten Raimund Engel muss auf die weitere Entwicklung aufgepasst werden. Im Kampf gegen die Flammen ist laut Engel möglicherweise noch mehr Hilfe von außen nötig, etwa aus Berlin. Im Moment reichten die Kräfte in Brandenburg noch aus, sagte Engel. „Wenn wir viele Brände haben, wird es eng“, ergänzte er jedoch.

Verkehr über Stunden zusammengebrochen

Das Feuer brach am Donnerstag direkt in der Böschung zur Autobahn A9 aus, kurz hinter dem Autobahndreieck Potsdam in Richtung Leipzig. Am Ende stand ein Kiefernwald auf einer Fläche von 50 Hektar in Flammen. Die Folgen waren enorm: Der Verkehr auf der wichtigen Ost-West-Tangente auf dem südlichen Berliner Ring und in Richtung Leipzig war über Stunden zusammengebrochen, auf der A2 von Hannover nach Berlin kam es zu Staus. Schon von weitem waren riesige Rauchsäulen zu sehen. Am späten Donnerstagabend meldete die Polizei, die Fahrbahn in Richtung Berlin sei wieder freigegeben worden.

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Der erste Notruf ging um 13.30 Uhr ein. Das Feuer breitete sich rasend schnell aus. Am späten Nachmittag sperrten die Behörden den kompletten südwestlichen Berliner Ring zwischen den Dreiecken zur A2 Richtung Westen und zur A115 nach Berlin. Die A9 in Richtung Leipzig wurde bis Beelitz gesperrt. Als Sicherheitsvorkehrung – weil unklar war, wie sich der Brand entwickelt – und wegen schlechter Sicht durch den Rauch. Zudem rückte die Feuerwehr über die Autobahn an, um die Flammen von dort aus zu bekämpfen. Helfer des THW versorgten Autoinsassen, die teils stundenlang im Stau steckten. Auch die Potsdamer Innenstadt war am Abend weitgehend dicht.

Evakuierung vorbereitet, explodierende Munition

Rund 200 Feuerwehrleute waren bis zum Abend im Einsatz, Landwirte karrten in ihren Gülleanhängern Wasser heran. Ein Hubschrauber der Polizei verschaffte den Einsatzkräften mit Aufnahmen aus der Luft eine Übersicht über die Lage. Die Flammen rückten bis zu 500 Meter auf das Dorf Fichtenwalde heran.

Die Behörden riefen die Bewohner am Nachmittag zunächst dazu auf, vorsorglich Kleidung, Medikamente und wichtige Dokumente einzupacken und sich auf eine Evakuierung vorzubereiten. Anwohner sollten Rundfunk und Fernsehen einschalten, Fenster und Türen geschlossen halten. Am Abend ging die Feuerwehr aber davon aus, eine weitere Ausbreitung der Flammen verhindern zu können, forderte aber einen Löschhubschrauber der Bundeswehr an. Zudem mussten die Einsatzkräfte ausgewechselt werden.

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Brandenburgs Innenministerium richtete einen Krisenstab ein, der Katastrophenschutz wurde aktiviert. Am Abend kam es zu mehreren Explosionen. Es handeltd sich Ortsvorsteher Köhn zufolge vermutlich um Granaten-Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Einsatzkräfte der Feuerwehr durften den Wald daher nicht mehr betreten und mussten das Feuer vom Waldrand aus zurückdrängen. Zudem musste eine Gasleitung, über die auch Berlin versorgt wird, abgesichert werden.

Bereits seit Tagen herrscht in weiten Teilen Brandenburgs höchste Waldbrandgefahr. Am Donnerstag ist auch auf einem früheren Militärübungsplatz in Jüterbog Feuer ausgebrochen. Weil dort Munitionsreste liegen, kann die Feuerwehr nur das Ausbreiten verhindern.

Auch aus anderen Bundesländern wie Niedersachsen meldeten die Feuerwehren verstärkt Flächen- und Böschungsbrände, die jedoch schnell gelöscht werden konnten. Selbst in Großstädten wie Berlin und Hamburg waren die Feuerwehren in höchster Alarmbereitschaft.

Angesichts des Risikos forderten die Grünen im Bundestag mehr Investitionen in Vorbeugung und Spezialausrüstung. Die Gefahr werde aufgrund des Klimawandels vermutlich zunehmen, sagte Harald Ebner, Sprecher für Waldpolitik der Grünen im Bundestag, den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland vom Freitag. Für mögliche große Waldbrände brauche Deutschland ausreichende Spezialisten und eine Ausrüstung etwa mit Löschflugzeugen.

Bereits in den vergangenen Tagen war angesichts der in Schweden und Griechenland wütenden verheerenden Waldbrände eine Diskussion um mögliche Defizite in Deutschland ausgebrochen. Der Deutsche Feuerwehrverband hatte Forderungen nach Löschflugzeugen aber zurückgewiesen. Diese seien hierzulande nicht effektiv einsetzbar, weil größere Gewässer zum Auftanken fehlten. (mit dpa/ AFP)

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