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Wer sich in Beelitz nicht auf dem Friedhof bestatten lassen will, kann auch einen Platz im städtischen Forst wählen.

© Andreas Klaer

Waldfriedhof in Beelitz: Die letzte Ruhe unter Kiefern: Erste Waldbestattungen in Brandenburg

Beelitz bietet jetzt Waldbestattungen an – als erste Kommune in Brandenburg. Bislang ermöglichen das nur private Unternehmen.

Das Laub raschelt, diffuses Licht scheint durch die Baumkronen, Menschen gehen mit ihren Hunden spazieren. Künftig werden sie im Beelitzer Stadtwald dabei auf Grabstellen stoßen. Mit einer kleinen Feier ist am Wochenende der neue Waldfriedhof zwischen Beelitz und Beelitz-Heilstätten eröffnet worden. Die Stadt ist damit Brandenburgs erste Kommune, die Baumbestattungen außerhalb von regulären Friedhöfen anbietet. „Ich wollte etwas, was zu uns passt und nicht etwas Auswechselbares, was in ganz Deutschland angeboten wird“, sagt der Beelitzer Bürgermeister Bernhardt Knuth (Bürgerbündnis).

Die Idee, Bestattungen in den Wäldern bei Beelitz zu ermöglichen, gibt es schon länger. Betreiber sogenannter Friedwälder oder Ruheforste – sechs davon gibt es in Brandenburg – haben sich Knuth zufolge einst an die Stadt gewandt und nach Flächen gefragt. Sie wollten den Wald in den Heilstätten. Doch der ist in privater Hand – Gräber sind dort rechtlich nicht möglich.

„Am Beelitzer Stadtwald hatten die Firmen aber kein Interesse“

„Am Beelitzer Stadtwald hatten die Firmen aber kein Interesse“, sagt Knuth. Zu viel Monokultur, zu viele Kiefern. Den Kunden müsse eine große Baumauswahl geboten werden, erklärten ihm die Firmen. Ihr Konzept würde nur in Mischwäldern aufgehen. Sie zogen sich aus Beelitz zurück. Ihre Idee jedoch blieb. Entgegen der Aussagen der Unternehmer glaubt Knuth sehr wohl, dass das alternative Bestattunsgkonzept in seiner Stadt aufgeht. „Wir sind doch Brandenburger, sind von Kieferwäldern geprägt.“

Einige Jahre später hat er nun drei Quadranten im Wald an der Landesstraße 88 mit seinem Stadtwaldförster Martin Schmitt eingeweiht. Zunächst sind Beerdigungen auf einer Fläche von einem halben Hektar geplant, insgesamt drei Hektar stehen der Stadt als Waldfriedhof zur Verfügung. An einer kleinen Andachtsstelle sollen die Beisetzungen künftig stattfinden. Gestaltet wurde sie von vom Holzkünstler Hans-Ulrich Kittelmann und dem Bildhauer Bernd Anhoff.

Waldesruh unter Kiefern.
Waldesruh unter Kiefern.

© Andreas Klaer

Ein deutschlandweiter Trend

Mit dem alternativen Bestattungsangebot folgt Beelitz einem deutschlandweiten Trend. Immer mehr Menschen wollen sich nicht mehr auf regulären Friedhöfen, sondern ohne Grabschmuck und aufwendige Grabpflege in der Natur beisetzen lassen. Bestattet werden sie in Urnen, die sich nach einiger Zeit zersetzen. Jeder Baum auf dem Waldfriedhof hat eine Nummer, darunter können bis zu zwölf Familienmitglieder oder vier fremde Personen bestattet werden.

Um einen Bestattungstourismus zu vermeiden, richtet sich das Angebot Bürgermeister Knuth zufolge vor allem an Beelitzer und Bewohner aus der näheren Umgebung. Die Preise, die Beelitz bietet, sind niedriger als bei privaten Anbietern. So kostet eine einzelne Grabstelle unter einem Bestattungsbaum für eine Ruhezeit von 15 Jahren genau 405 Euro. Die Nutzungsrechte für einen „Stammbaum“, der für Familien und Freunde gedacht ist, liegen bei 25 Jahren und kosten insgesamt 3375 Euro. Bereits zu Lebzeiten können Familien einen Baum auf dem neuen Waldfriedhof pflanzen, der später als Stammbaum genutzt werden soll, sagt Knuth. In Friedwäldern oder Ruheforsten kosten die Bäume bis zu 7000 Euro, einfache Grabstätten gibt es ab 490 Euro. Der Waldfriedhof, so betont der Bürgermeister, soll kostendeckend betrieben werden. Rund 33 500 Euro hat er die Stadt gekostet.

„ein schlüssiges Konzept“

Für den Verwalter des Stahnsdorfer Südwestkirchhof, Olaf Ihlefeld, bietet Beelitz „ein schlüssiges Konzept“. Zwar bedauere er, dass die regulären Friedhöfe immer weniger Interesse finden, dennoch begrüße er, dass Beelitz als Kommune die alternativen Bestattungen ermöglicht. Die Gefahr bei Privatunternehmen sei, dass sie auch vom Markt verschwinden können, „und dann ist die Kommune in der Pflicht“. Wenn Beelitz sich solch ein Friedhofsangebot leisten könne, sei das ein gutes Zeichen. Dass das Konzept aufgeht, zeigt die Nachfrage: So sollen bereits 16 Urnen im Waldfriedhof bestattet werden. Auch der Bürgermeister hat sich schon einen Baum im Stadtwald gesichert.

Eva Schmid

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