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Berlin: Wall will die Porzellan-Manufaktur retten

Berliner Unternehmer macht Kaufangebot für den defizitären Landesbetrieb

Mit einem überraschenden Angebot für die Königliche Porzellan-Manufaktur (KPM) will der Berliner Stadtmöbel-Pionier Hans Wall das von der Insolvenz bedrohte Unternehmen retten. Gemeinsam mit dem Präsidenten des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels, Hermann Franzen, will Wall die Manufaktur sanieren. „Als Berliner Mittelständler fühle ich mich berufen und verpflichtet, einen Rettungsplan für dieses Kulturgut zu entwickeln“, sagte Wall dem Tagesspiegel. Mit Franzen, der in Düsseldorf eines der angesehensten Porzellan-Fachgeschäfte betreibt, habe er den nötigen Sachverstand für die Übernahme des Unternehmens gewinnen können: Franzen soll vor allem den Verkauf von KPM-Porzellan voranbringen.

Die Schwäche im Vertrieb gilt als eins der Kernprobleme des Berliner Luxus-Porzellanherstellers. Das Unternehmen, das im Besitz der landeseigenen Investitionsbank Berlin ist, schreibt seit Jahren rote Zahlen. Neben Wall bewerben sich der Kultur-Unternehmer Helmuth von Maltzahn, der Kaiser-Enkel Franz Wilhelm Prinz von Preußen sowie die Eigentümer der Hoechster-Porzellan-Werke um KPM. Der Senat will das Unternehmen bis zum Sommer verkaufen.

Die gute Nachricht für die Mitarbeiter: Entlassungen plant Wall nicht. „Der Abbau von Mitarbeitern ist kein Sanierungskonzept“, sagt er. Im Gegenteil: „Als Erstes will ich wieder Ausbildungsplätze schaffen“. Wall selbst will in den kommenden zehn Jahren rund 20 Millionen Euro in die Werbung für KPM investieren. Dabei kann er aus dem Vollen schöpfen: Das Kerngeschäft von Wall besteht im Aufstellen und Unterhalten von Werbetafeln an Bushaltestellen, Toilettenhäuschen, Wandtafeln und Kiosken in weltweit 57 Städten – von Boston bis Istanbul. Mit den Einnahmen aus der Vermietung dieser Werbeflächen finanziert Wall den Bau und den Unterhalt der Stadtmöbel. Diese Rechnung geht auf: Die rasch expandierende Firma zählt derzeit 535 Mitarbeiter und macht einen jährlichen Umsatz von über 100 Millionen Euro. Doch die KPM könnte die Millionengewinne der Wall AG rasch aufzehren.

Die Verluste, Mietschulden und Pensionsverpflichtungen der Porzellanmanufaktur will Wall allerdings nicht übernehmen. „Damit die Basis stimmt, muss die Investitionsbank IBB ein paar Kröten schlucken“, sagt er. Das wird das landeseigene Geldhaus hart treffen. Denn ein Tochterunternehmen der IBB ist Eigentümerin des Firmengeländes von KPM. Und für die Büro- und Produktionsgebäude der Manufaktur an der Straße des 17.Juni hätte Wall gern eine Mietminderung: zumindest in der ersten Phase der Sanierung.

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