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Berlin: "Wallenstein" in Angermünde: In diesem Gasthof bekommen Sie Schnaps aus der Nudel serviert

Für den Willkommensschnaps muss die Nudel schön groß, möglichst knackig und frisch sein. Dann schmeckt die Spezialität des Restaurants "Wallenstein" am Marktplatz von Angermünde erst richtig gut.

Für den Willkommensschnaps muss die Nudel schön groß, möglichst knackig und frisch sein. Dann schmeckt die Spezialität des Restaurants "Wallenstein" am Marktplatz von Angermünde erst richtig gut. Kenner Brandenburgs wissen bei diesem Ortsnamen natürlich das Wortspiel mit den Nudeln richtig zu deuten. Denn in der Uckermark, wozu das eine Stunde nördlich Berlins gelegene Städtchen gehört, heißen Kartoffeln nicht Kartoffeln, sondern Nudeln. So darf sich niemand wundern, wenn er in der Gegend etwa eine Einladung zu einer "Nudelwoche" liest. Da will kein uckermärkischer Gastwirt den italienischen Kollegen Konkurrenz machen. Die sollen ruhig bei ihren Nudeln in allen Varianten bleiben. Die Uckermärker verstehen sich als Kartoffelspezialisten. Das Restaurant Wallenstein veranstaltet vom 1. bis 8. Oktober die nächste "Nudel"-Woche.

Wenn ein Gasthof in der Provinz schon den Namen des großen kaiserlichen Heerführers aus dem Dreißigjährigen Krieg trägt, muss es doch eigentlich auch eine Beziehung zu dem Helden geben. Doch bis auf einige Vermutungen und Legenden ist in Angermünde nichts Genaues über Wallenstein bekannt. Vielleicht hat er doch einmal Rast in dem Städtchen eingelegt. Vor langer Zeit gehörte es jedenfalls zu den reichsten Orten, wovon nicht zuletzt die mächtige Klosterkirche aus dem 14. Jahrhundert zeugt. Die jungen Wirtsleute können auch nicht weiter helfen, sie haben den Betrieb erst vor einigen Monaten übernommen. Da blieb für Geschichtsrecherchen wenig Zeit.

Auf jeden Fall gehört das Restaurant "Wallenstein" mit seinen gemütlichen Ecken im Innern zu den beliebtesten Lokalen auch bei den Ausflüglern. Die Plätze auf dem breiten Fußweg vor der Gaststätte bieten einen schönen Blick auf den in den vergangenen Jahren herausgeputzten Marktplatz. Ohne die Wende 1989/90 sähe das Bild heute ganz anders aus, denn wegen Baufälligkeit sollten die meisten Gebäude im Zentrum abgerissen werden. Heute erstrahlen die Fachwerkhäuser und das Rathaus im alten Glanz. Leider kann diese Aussicht aber nicht über das wieder nur mittlere Brandenburger Durchschnittsniveau der Speisen und Getränke hinwegtrösten. Das Angebot hält beispielsweise Wildgulasch mit Pilzen, Rotkohl und Haselnußspitzen für 19,90 Mark oder ein Steak von der Truthahnbrust für 17,50 Mark bereit. Empfehlenswert ist da eher die Ratsherrenpfanne mit Varianten vom Schweinefilet für 18,90 Mark. Doch das junge Ehepaar will die Karte erneuern. Eine schöne Tradition sollte dabei allerdings nicht verschwinden - das Angebot frischen Blechkuchens. Auch der Nordhäuser Doppelkorn in dem beschriebenen Nudelbehälter müsste ein Markenzeichen des "Wallenstein" bleiben. Die Frage, warum die Kartoffel in der Uckermark Nudel heisst, kann in der Gaststätte nicht hundertprozentig geklärt werden.

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