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Wandsprüche in Berlin: Hass an der Haltestelle!

Liebeskummer, Wut und Weisheiten: Einige Berliner müssen ihre Befindlichkeit an jeder Ecke schriftlich kundtun. Eine kleine Auswahl.

Hass! Sogar an der Bushaltestelle! Wahrscheinlich ist der Bus mal wieder zu spät gekommen, an dieser Haltestelle in Pankow. Und dann liest man, dass sie uns lieben, die Verkehrsbetriebe.

Berlins Wände erzählen von der Stadt. Von ihren Bewohnern. Nicht unbedingt die riesigen Außenwerbungen, die ganze Häuser verhüllen. Auch nicht die wild geklebten Party-Plakate, die im südlichen Friedrichshain alle paar Wochen, von Kleister vollgesogen, in schweren Schichten auf die Straße klatschen. Eher sind es die hastig hingeschmierten Botschaften an der Ecke, die manchmal einen ganz eigenen Ton treffen in ihrer Umgebung.

Diese oft wenigen Worte erzählen von Ängsten, das eigene Wohn- und Lebensumfeld zu verlieren. Durch Mieterhöhung oder Kündigung keine Wohnung im Kiez mehr zu finden.

"Und wo sollen wir wohnen?"

In den Straßen Neuköllns ist viel Wut und Ohnmacht dabei. Manchmal auch ein Aufruf zur Revolte. Überhaupt wird im Umfeld von Neubauprojekten besonders viel Ärger laut. "Und wo sollen wir wohnen?", steht dann am Bauzaun. Wohl geschrieben in der traurigen Gewissheit, sich niemals eine Eigentumswohnung kaufen zu können. Ein Spiegel der politischen Agenda.

Tiefsinnige Zweifel sind dabei, Alltagslyrik. Verträumte Gedanken über die Liebe, häufig an Sehnsuchtsorten wie Brücken. Manches ist einfach nur gaga, ein Ausdruck von Lebensfreude. Oder von Schamlosigkeit, denn schließlich wird die wilde Texterei für viel Geld wieder entfernt. "Legal, illegal, sch***egal?" Ziemlich viele Straßenzüge Berlins hinterlassen diesen Eindruck. Dort ist es ziemlich egal, auf welcher Oberfläche geschrieben wird. Manchmal ist die Wand eine Matratze, ein Schrankteil oder der Bürgersteig selbst. Hauptsache sichtbar!

So nett werden Berlin-Besucher an der Schlesischen Straße in Kreuzberg begrüßt. Typisch, dieser Umgangston im ruppigen Wrangelkiez.

Wo wir bei Begrüßungen sind: Diese hier stammt natürlich aus der Rigaer Straße in Friedrichshain. Dort empfinden einige ziemlich laute Anwohner jeden Neubau als Bedrohung. Das ist nicht zu übersehen: Farbbomben, eingeschlagene Scheiben und garstige Sprüche.

Wer würde auf dieses "Mietangebot" an der Schlesischen Straße nicht eingehen?

Mehr Wutausbrüche für Neukölln wünscht sich jemand an der Weisestraße.

So liest sich Systemkritik am Kottbusser Tor.

Als Cookies noch Kekse waren, konnte Google auch nichts petzen. Die Zeit vor dem Internet wird vermisst in der Reichenberger Straße, Kreuzberg.

[In unseren Leute-Newslettern berichten wir wöchentlich aus den zwölf Berliner Bezirken. Die Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Die Anarchie ist nahe in der Neuköllner Weisestraße.

Hier will jemand eine Mietminderung herbeischreiben, im Kreuzberger Bergmannkiez sicher erfolglos.

Zukunftssorgen am Bauzaun eines Neubauprojekts an der Stresemannstraße, Kreuzberg.

Unerfüllbare Wünsche. Entdeckt in der Blücherstraße, Kreuzberg.

Die größten Fans der Bundeskanzlerin sitzen in der Antifa. So zu lesen an einer Wand der Halbinsel Stralau in Friedrichshain.

Kommt ein Schwede zum Kotti ...

Beschwert sich hier immer noch jemand über die Zustimmung der SPD zu den Kriegskrediten von 1914? Es könnte jedenfalls lange her sein, dass zum letzten Mal alle Werbeplakate von dieser Friedrichshainer Litfaßsäule gekratzt wurden.

Gott hat einen eigenen Parkplatz bei diesem Discounter in Treptow.

Die Betreiber des Cosima-Kinos am Varziner Platz in Friedenau überraschen Passanten immer wieder mit neuen Wortspielen.

Glücklich in Neukölln. Allerdings ist dieser Vorsatz an einer Wand im Reuterkiez schon lange übermalt, wie Reinhold Steinle anmerkt.

Eine Weisheit aus Tempelhof

Damit es jeder merkt! Eine Tür in Prenzlauer Berg.

Frauenfeindliche Sprüche? Ein Konter am U-Bahnhof Rathaus Steglitz.

Trotz angeblich hohen Alkoholpegels noch ein respektables Schriftbild. Gesehen in der Dunckerstraße, Prenzlauer Berg.

[Liebe Leserinnen, liebe Leser: Senden Sie Ihre Fotos von handgeschriebenen Botschaften im Straßenland an leserbilder@tagesspiegel.de!]

Faule Kredite? Bitte hier abladen! Wer hätte gedacht, an der Krummen Lanke einen von Deutschlands Milliardenfriedhöfen der Finanzindustrie zu finden?

Liebe und Musik, gesehen in der Bödikerstraße in Friedrichshain

Geteilte Meinungen über die Zukunft Friedrichshains.

Zweifel in der Muskauer Straße, Kreuzberg.

Mag sein ... gesehen am U-Bahnhof Bundesallee.

Freiheitsdiskurse in der Kastanienallee, Prenzlauer Berg.

Der Beginn einer großen Liebe

"Adorno Superstar!" Wer denkt heute in Kreuzberg noch an den großen Kritiker der Kulturindustrie? Wir wissen es nicht. Gesehen in der Falckensteinstraße.

Um die Ecke getextet

Berlin ist anscheinend doch eine sehr intolerante Stadt.

Gesucht und gefunden - in der Kienitzer Straße in Neukölln.

Unwissenheit schützt vor Strafe nicht! Gesehen im Tiergarten.

Zungenbrecher am Landwehrkanal: "Im dichten Fichten-Dickicht dichten dicke Nichten tüchtich"

Heute ist nicht alle Tage ... gesehen an den Blo-Ateliers in Lichtenberg.

"Viele gekriegt, viele verbraucht, Eine geliebt." An der Joachim-Tiburtius-Brücke in Steglitz ist offenbar jemand ins Grübeln gekommen.

[Liebe Leserinnen, liebe Leser: Senden Sie Ihre Fotos an leserbilder@tagesspiegel.de!]

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