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Wannsee: Golf-Club droht mit Klage

Der Golf- und Land-Club Wannsee will den Kauf seiner 56,8 Hektar großen Anlage notfalls mit einer Klage vor dem Verwaltungsgericht durchsetzen, sollte das umstrittene Vermögensgeschäft vom Abgeordnetenhaus abgelehnt werden. Der Verein fühlt sich diskriminiert.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

„Wir werden außerordentlich diskriminiert“, sagte der Club-Präsident Roland Specker gestern dem Tagesspiegel. Seit 2002 habe Berlin 64 Grundstücke an gemeinnützige Sportvereine zu günstigen Konditionen verkauft. „Nur wir werden, aus politischen Gründen, anders behandelt.“

Der Konflikt zwischen dem Verein, der den Golfplatz in schöner Waldlage seit 1895 betreibt, und dem Landesparlament hat sich inzwischen dramatisch zugespitzt. Im November 2007 wurde ein Kaufvertrag zwischen dem Club und dem Liegenschaftsfonds des Senats beurkundet. Bislang ist das Gelände nur gepachtet. Der Senat stimmte dem Geschäft im Februar 2008 zu. Mit 3,6 Millionen Euro lag der Kaufpreis leicht über dem gutachterlich festgestellten Verkehrswert von 3,3 Millionen Euro.

Anschließend nahm sich das Parlament der Sache an, weil die Privatisierung einer öffentlichen Sportfläche seit 2002 – laut Sportförderungsgesetz – zustimmungspflichtig ist. Der Sportausschuss des Abgeordnetenhauses stimmte auch zu, aber der Stadtentwicklungsausschuss legte sich quer. Alle Fraktionen bewerteten den Kaufpreis als zu niedrig. Außerdem kamen Gerüchte auf, der Golfklub wolle mit weiteren Bauinvestitionen einen Teil des Geländes kommerziell nutzen. Die SPD-Fraktion forderte von Finanzsenator Thilo Sarrazin ein zweites Gutachten, das den Verkehrswert aber weiter drückte: Auf knapp drei Millionen Euro. Daraufhin beschloss die Fraktionsspitze der Sozialdemokraten: Der Senat dürfe einen neuen Pachtvertrag aushandeln, um dem Golf-Club Planungssicherheit zu geben, aber verkauft werde nicht.

Jetzt schlägt der düpierte Käufer zurück. Ein Immobiliengutachter wurde beauftragt, alle 64 Verkäufe landeseigener Sportflächen an die nutzenden Vereine (Segeln, Rudern, Tennis usw.) zu analysieren. Das Ergebnis des Gutachtens, das dem Tagesspiegel vorliegt: Es wurden 23,97 Hektar „marktfähiges Nichtbauland“ für insgesamt 7,72 Millionen Euro verkauft. Und zwar zu Preisen, die im Durchschnitt 13,9 Prozent des benachbarten Bodenrichtwerts entsprachen. Da der Verkehrswert wegen der guten Lage der Immobilien meistens über dem Bodenrichtwert liege, so Club-Geschäftsführer Michael Siebold, habe der Senat für durchschnittlich zehn Prozent des Verkehrswerts an die Sportvereine verkauft.

„Aber wir sollen über 100 Prozent des Verkehrswerts zahlen, das widerspricht dem Grundsatz der Gleichbehandlung“, kritisierte Club-Präsident Specker. Er glaubt, dass die Gerichte dies ähnlich sehen. „Wir wollen auch für zehn Prozent kaufen, das wären 300 000 Euro.“ Specker droht zudem mit einer Schadensersatzklage, weil am 15. Juli eine Kreditzusage der Volksbank für die Kaufsumme und neue Investitionen unwiderruflich auslaufe. Das könne den Senat eine Million Euro kosten. Am Mittwoch befasst sich der Vermögensausschuss mit dem Geschäft und dessen Vorsitzende Dilek Kolat (SPD) rechnet damit, „dass das Parlament den Verkauf endgültig stoppt“.

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