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Berlin: Warten auf Wiedervereinigung an der Einemstraße

Die Straßen rund um den Nollendorfplatz in Schöneberg sind das Zentrum der homosexuellen Szene Berlins. Doch genau in diesem Kiez ist eine Straße nach einem Mann benannt, der öffentlich gegen Homosexuelle hetzte: die Einemstraße.

Die Straßen rund um den Nollendorfplatz in Schöneberg sind das Zentrum der homosexuellen Szene Berlins. Doch genau in diesem Kiez ist eine Straße nach einem Mann benannt, der öffentlich gegen Homosexuelle hetzte: die Einemstraße. Karl von Einem war 1903 bis 1909 preußischer Kriegsminister. Er forderte homosexuelle Offiziere auf, die Armee zu verlassen, kündigte andernfalls deren gesellschaftliche „Vernichtung“ an. Deshalb forderten die Anwohner die Bezirksverordnetenversammlung auf, der Straße einen neuen Namen zu geben. Doch so einfach ist das nicht.

Die Einemstraße liegt in zwei Bezirken: zwischen Nollendorfplatz und Kürfürstenstraße in Tempelhof-Schöneberg, zwischen Kurfürstenstraße und Lützowplatz in Mitte. In Schöneberg beschloss die BVV bereits im Februar 2012, dass Karl von Einem durch Karl Heinrich Ulrichs ersetzt wird, einen Vorkämpfer für die Gleichstellung von Homosexuellen. Der Bezirk Mitte habe dann im Sommer 2013 nachgezogen, sagt Daniel Krüger, Baustadtrat in Tempelhof-Schöneberg. Doch dann schalteten sich die Bürger ein: In Mitte habe es Widersprüche gegeben, sagt Krüger. So lange diese nicht geprüft sind, ruht die Angelegenheit. Schöneberg aber hält am Termin fest: Ab 17. Dezember erinnert die Straße von Nummer 1 bis 12 an Ulrichs, ab Nummer 13 weiter an Einem.

„Es sind 14 Widersprüche eingegangen“, sagt Harald Büttner, Leiter des Tiefbauamts Mitte. Anwohner befürchteten finanzielle Nachteile und hätten sich nicht genug eingebunden gefühlt. Ihnen missfalle zudem, dass Ulrichs der Bezug zu Berlin fehlt und – dass er keine Frau ist. Denn Straßenbenennungen in Mitte sollen, wie berichtet, möglichst nach Frauen erfolgen, um irgendwann Gleichberechtigung zu erreichen. Bis die Widersprüche geprüft sind und danach die Klagefrist verstrichen ist, behält die Einemstraße ihren Namen. Bekommen die Anwohner Recht, dann müsste wohl ein neuer Name her – wahrscheinlich der einer Frau. Veronique Rüssau

Veronique Rüssau

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