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Berlin: Warteschlangen vor den Synagogen

Tausende bei der Langen Nacht

Tausende Berliner sind am Sonnabend zur „2. Langen Nacht der Synagogen“ in die sieben großen jüdischen Gebetshäuser der Stadt geströmt. Bis 20 Uhr waren in der Synagoge in der Rykestraße in Prenzlauer Berg, mit 2000 Plätzen die größte Berlins, bereits 600 Besucher gezählt worden, in der Oranienburger Straße waren es etwa 400. Trotz der langen Schlangen dort hieß es, im Vorjahr habe noch mehr Andrang geherrscht. Dennoch waren auch hier die Vorträge über jüdische Symbole, die Lesungen, Konzerte und Abendgottesdienste überfüllt, die bis 23 Uhr dauern sollten.

Die Wartezeiten beim Einlass waren auch durch die Sicherheitsmaßnahmen bedingt. In der Oranienburger Straße war die Polizei mit etwa zwei Dutzend Schutzpolizisten sowie weiterem Wachpersonal präsent, in der Rykestraße mit rund 15 Polizisten.

Die Lange Nacht war zum ersten Mal im Vorjahr veranstaltet worden. Das Publikum war im Alter sehr gemischt, ganze Familien kamen, so beispielsweise das Ehepaar Claussen aus Zehlendorf mit ihren acht, zwölf und vierzehn Jahre alten Kindern, die die Synagoge in der Oranienburger Straße besuchten. Sie wollten ihnen die Rituale einer anderen Religion näher bringen, sagten die Eltern. Viele Besucher waren gekommen, um sich das Gebäude, an dem sie sonst immer vorbeilaufen, einmal von innen anzusehen, samt der Mikwe, dem rituellen Bad.

Auch das Ehepaar Ursula und Giesbert Schönfelder aus Steglitz, beide um die 70, war dabei. Viele Probleme zwischen den Religionen entstünden dadurch, das die Menschen zu wenig über einander wüssten, erklärten sie ihr Interesse. Und in die Oranienburger Straße seien sie auch deswegen gekommen, um dort koscheres Essen zu probieren . Dass sie mit den Synagogen Orte besuchten, die nach den Anschlägen der letzten Tage als potenziell besonders gefährdet gelten können, war den Besuchern bewusst. Man habe es sich wohl überlegt, wolle aber gerade jetzt kommen, sonst hätten die Terroristen ja ihr Ziel erreicht. clk

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