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Berlin: Warum Verliebtsein auch krankhaft ist

Wer verliebt ist, heißt es, der ist auch ein bisschen verrückt . Und das ist mehr als eine bloße Metapher, wie die italienische Psychiaterin Donatella Marazziti von der Universität Pisa kürzlich entdeckt hat.

Wer verliebt ist, heißt es, der ist auch ein bisschen verrückt . Und das ist mehr als eine bloße Metapher, wie die italienische Psychiaterin Donatella Marazziti von der Universität Pisa kürzlich entdeckt hat.

Sie entnahm hochgradig Verliebten eine Blutprobe und stellte fest: Der Botenstoff Serotonin war bei ihnen auf ein krankhaft niedriges Niveau gesackt – ein Befund, den man sonst nur von Zwangspatienten kennt, Menschen, die zum Beispiel unter dem Zwang leiden, sich ununterbrochen die Hände waschen zu müssen. Bei Verliebten sind es zwar nicht Handlungen, die einen zwanghaften Charakter bekommen, dafür die Fantasien. Sie kreisen nur noch um eins: das Objekt der Begierde .

Marazziti stellte außerdem fest, dass auch bei zutiefst eifersüchtigen Menschen der Serotoninspiegel drastisch sinkt. Offenbar geht das Botenstofftief mit einer Art „ Tunnelblick “ einher: Der Patient kann sich nun nur noch auf die Vorstellung fixieren, der Partner würde fremdgehen. Es gibt nicht umsonst für krankhafte Eifersucht eine medizinische Therapie: mit Medikamenten nämlich, die das Serotonin im Kopf wieder auf Trab bringen. „Wenn Leute verliebt sind, klagen sie über Symptome, die die Kriterien einer medizinischen Diagnose voll erfüllen“, sagt auch der Londoner Psychologe Frank Tallis, Autor des Buchs „Love Sick“ („Liebeskrank“). „Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir das Thema ernster nehmen und uns ein Beispiel an den Ärzten der Antike nehmen, die Liebeskrankheit wie jedes andere Leiden diagnostizierten und behandelten.“

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