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Berlin: Was bleibt von Strieders Ideen?

Linden-Umbau, Riesenrad am Gleisdreieck, Planwerk Innenstadt: Kritiker des zurückgetretenen Senators wollen alles überprüfen

AKTUELLE FRAGE

Öffentliche Erklärungen gibt sie nicht ab. Damit wird Ingeborg Junge-Reyer (SPD), designierte Senatorin für Stadtentwicklung und Nachfolgerin des zurückgetretenen Peter Strieder, warten bis sie gewählt ist. Das ist voraussichtlich am 29. April der Fall. Immerhin bekannte sie sich zum Stadtentwicklungskonzept 2020, das Strieder einen Tag vor seinem Rücktritt vorgestellt hatte.

In diesem Konzept hat die Verwaltung aufgeschrieben, wie sich die Stadtentwicklung auf die demografische Entwicklung Berlins einstellen will. Man rechnet mit einer konstanten Einwohnerzahl, aber einem höheren Anteil von alten Menschen, so dass wieder mehr Wohnungen wegen der kurzen Wege in der Innenstadt geschaffen werden sollen.

Doch wie steht es mit den anderen Projekten des Peter Strieder? Zum Beispiel dem Plan, den Boulevard Unter den Linden umzubauen. Strieder hielt daran fest, die Gehsteige zu verbreitern, viele Linden zu fällen und neu zu pflanzen – trotz der Kritik von Opposition und Bezirksamt Mitte. „Überflüssig“ kritisierten seine Gegner, zumal bei einem Weiterbau der U-Bahn-Linie 5 vom Alexanderplatz bis zum Pariser Platz nicht ausgeschlossen ist, dass die Straße teilweise wieder aufgerissen werden muss. Strieder hielt dagegen: Die Kosten des Linden-Umbaus trage zu großen Teilen der Bund im Rahmen der Entwicklungsmaßnahme Hauptstadt. Dieser Topf stehe Berlin noch bis 2008 zur Verfügung, weshalb der Boulevard jetzt umgebaut werden müsse.

Nicht nur Freunde hat das Striedersche Konzept, die autobahngleiche Grunerstraße in Mitte umzubauen. Zwischen Spittelmarkt und Rotem Rathaus soll die Trasse zurückgebaut werden, alte Stadtgrundrisse sollen wieder entstehen, getreu dem Planwerk Innenstadt. Skeptiker sagen, dafür sei kein Geld da und hielten die Annahme Strieders, der Umbau finanziere sich allein durch den Verkauf der neu entstehenden Grundstücke, für naiv.

Zwei Altlasten wird die Nachfolgerin erben, die schon Strieder nicht beseitigen konnte. Beim Neubau der Akademie der Künste sind die Baukosten ebenso explodiert wie beim Bau der Mahn- und Gedenkstätte Topographie des Terrors. Während die Akademie mit hohen Mehrkosten, die das Land trägt, vermutlich im Herbst fertig gestellt wird, ist ein Weiterbau bei der Topographie nicht in Sicht. Strieder versuchte, die Kosten von ursprünglich geplanten 24 Millionen Euro bei 38,8 Millionen zu deckeln.

Ideen, für die sich der Ex-Senator begeistern konnte, brauchen nun neue Unterstützer. Danach sieht es beim 175-Meter-Riesenrad am Gleisdreieck nicht aus. Franz Schulz (Grüne), Baustadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, ist bekanntlich kein Freund des Plans. Von Strieders Idee eines „Boulevards der Demokraten“, einer Denkmal-Allee verdienter Politiker, spricht keiner mehr.

Bei Strieders Quartiersmanagement gab es gute Noten für die Ansätze, allerdings ist die Umsetzung nicht überall erfolgreich. Ein Thema, bei dem die anerkannte Sozialpolitikerin Junge-Reyer ansetzen und schnell Punkte sammeln könnte. In seinem Verkehrsressort schob Strieder den Weiterbau der Stadtautobahn an und initiierte die teilweise Inbetriebnahme der U-Bahn-Linie5 zwischen Lehrter Bahnhof und Pariser Platz. Das macht verkehrstechnisch zwar wenig Sinn, doch der Bund drohte, seinen Anteil an den Baukosten zurückzufordern. Das Hin und Her mit der Straßenbahn in Mitte hat Strieder noch kurz vor seinem Ausscheiden beendet. Erst schob er den Weiterbau zum Alex an, stoppte ihn dann, um ihn am Ende weiter zu fördern. In der Leipziger Straße, wo Strieder trotz erklärten Widerstandes des Bundesrates eine Straßenbahn fahren lassen wollte, wird es wohl keine Tram geben. Die eingebauten Gleise bleiben ungenutzt. Dafür dürfen sich Autofahrer über einen sanierten Tunnel am Alexanderplatz freuen. Und das, obwohl die Unterführung eigentlich nach früheren Plänen der Strieder-Verwaltung zugeschüttet werden sollte.

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