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Berlin: Was heißt hier Türkenmusik?

Wie Hürriyet den Ärger um den Berliner Musiksender Kiss FM sieht

Was heißt „Türkenmusik“ auf Türkisch? Die Zeitung Hürriyet wählte am Sonnabend diese Lösung: „Kiss FM wegen Antipathie gegenüber Türkisch vor Gericht.“ In dem HürriyetText ging es darum, dass Marcus Staiger, der das kleine Berliner Plattenlabel Royal Bunker führt, gegen den Radiosender Kiss FM vor Gericht zog, weil der Musik-Chef des Senders, Jens Dimmler, den Satz „Diese Türkenmusik spiele ich nicht“ gesagt haben soll (wir berichteten). „Gegenstand der Verhandlung war die Art und Weise, wie der Radiochef das Album ,Dünya Dönüyor‘ (Die Welt dreht sich) der Hip-Hopper ,Eko Fresh‘ und ,Azra‘ abgelehnt hat“, schrieb Hürriyet.

Allerdings lässt sich der Begriff „Türkenmusik“ hier nicht so einfach übersetzen, weil er im Türkischen nicht gehässig klingt. „Ein Gericht musste klären, ob der Kiss-FM-Leiter ,Diese türkische Musik spiele ich nicht‘ gesagt hat“, schrieb Hürriyet. Zumindestens hört sich das auf Türkisch so an. Es klingt nun einmal nicht böse, wenn man auf Türkisch „Türkenmusik“ sagt. Dann betreibt Hürriyet Ursachenforschung: „Nach Aussage von Royal Bunker spielt der Verantwortliche, dessen Hörer zu 40 Prozent Türken sind, deshalb keine türkische Musik, weil er schlechte Erfahrungen mit Türken gemacht hat.“ Das Berliner Stadtmagazin „Tip“ hatte dem Thema einst eine ganze Ausgabe gewidmet. „Berlinde Türk Müzigi“, stand auf der Titelseite. Wenn man will, kann man das mit „Türkenmusik in Berlin“ übersetzen. Im Deutschen klingt das aber gleich wieder ganz anders. Für Jens Dimmler und Kiss FM ist die Verhandlung nicht gut ausgegangen. Nachdem die Richterin durchblicken ließ, die Version von Marcus Staiger zu glauben, widerriefen beide eine eidesstattliche Erklärung, wonach sie Staiger der Lüge bezichtigt hatten. Nun drohen ihnen Strafen wegen Falschaussage. Suzan Gülfirat

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