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Berlin: Was können die Bildungseinrichtungen tun? Diskussion mit Staatssekretär

Da gibt es so einen kleinen Tennisball, den sich zwei Jugendliche auf einem Kreuzberger Schulhof zuwerfen. Ein Mitschüler warnt die Umstehenden, der Ball sei präpariert und enthalte eine Bombe.

Da gibt es so einen kleinen Tennisball, den sich zwei Jugendliche auf einem Kreuzberger Schulhof zuwerfen. Ein Mitschüler warnt die Umstehenden, der Ball sei präpariert und enthalte eine Bombe. Einer der Jugendlichen ruft ein paar Lehrern zu: "Ich bringe Euch alle um". Was tun? Gleich die 110 wählen oder lieber den Kontaktbereichsbeamten anrufen (Wenn man denn dessen Nummer parat hat). Oder alles für sich behalten, weil der Ball zwar aufgeschnitten war, aber keine "Bombe" enthielt? Den Schüler verwarnen, von der Schule verweisen oder nur ein Gespräch mit ihm führen?

Berlins ehemaliger Landesschulamtsleiter und Fachmann in Sachen Schul-Gewalt, Wilfried Seiring, hatte jahrelang mit solchen Fragen zu tun. Anlässlich einer heute stattfindenden Diskussion beim Verband Bildung und Erziehung (VBE) hat Seiring eine "Checkliste" entworfen, die Schulen helfen soll, adäquat zu reagieren, wenn die Lage außer Kontrolle zu geraten droht.

Zum Rüstzeug der Schulen gehört für Seiring zunächst eine gut zugängliche Telefonliste, die nicht nur den Notruf 110 enthält, sondern eben auch die Nummern des Kontaktbereichsbeamten und des Jugendbeauftragten der Polizei, der Jugendgerichtshilfe, des Jugendamtes, der Familienfürsorge (samt Sprechzeiten), des Jugendpsychiatrischen Dienstes und der Nummer bei Klassenfahrten nach Brandenburg.

Dann sollen sich die Schulen fragen, ob Gewaltprävention überhaupt schon mal ein Thema in ihren Gremien war, ob Eltern- und Schülervertretung zusammenarbeiten und vor allem: Ob es im Kollegium ein "einheitliches Ethos und Handlungskonzept bei Gewaltvorkommnissen" gibt.

Als "hilfreich" bezeichneten gestern auf Anfrage mehrere Schulleiter die Checkliste. Detlef Schikorr von der Clay-Oberschule, der größten Schule Neuköllns, bestätigte, "der Konsens im Kollegium" sei wichtig, wenn man gegen Gewalt angehen wolle.

Übrigens: Bei dem "Tennisball-Vorfall" ermittelten Polizei und Landesschulamt und dem Schüler wurde ein Verweis angedroht. Ob der Ball jemals "scharf" war, konnte nicht mehr festgestellt werden.Das Thema "Gewalt an der Schule" diskutiert VBE-Chef Heiner Siewert heute um 16 Uhr in der Dominicusstraße 14 (Debeca-Versicherung) mit Schul-Staatssekretär Thomas Härtel (SPD), Wilfried Seiring sowie Vertretern der Polizei und der Schülerschaft.

sve

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