zum Hauptinhalt
Startet Klaus Wowereit mit der Berliner Olympia-Bewerbung durch? Das Zeug dazu hätte er jedenfalls.

© dpa

Update

Was kommt nach dem Rücktritt?: Klaus Wowereit am Start: Olympia-Botschafter gesucht

Noch bevor er seinen Rücktritt bekannt gab, hat Klaus Wowereit die Berliner Olympia-Bewerbung auf den Weg gebracht - wird er sich selbst dort engagieren? Das Zeug dazu hätte er jedenfalls.

Klaus Wowereit will weiter für Berlin da sein, für seine Stadt, wie er am Dienstag mehrfach betonte. Vielleicht übernimmt er nun eine ganz besondere Rolle: Er könnte – falls der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) am 6. Dezember auf seiner Mitgliederversammlung in Dresden die Bewerbung Berlins für die Spiele 2024 oder 2028 unterstützt – zum Botschafter der Ausrichterstadt werden. Oder sogar zum Geschäftsführer einer Olympiagesellschaft, die die Spiele organisatorisch vorbereitet. Die Bewerbung hat Wowereit jedenfalls am Dienstag noch auf den Weg gebracht. Der Senat hat auf der Sitzung vor der offiziellen Verkündung des Rücktritts den Antworten des DOSB-Fragenkatalogs zugestimmt, die nun fristgerecht bis zum 31.August abgeschickt werden können. 13 Fragen zu einer Bewerbung hat der deutsche Sport den Interessenten Berlin und Hamburg vorgegeben. „Ich würde es sehr bedauern, wenn Politik mutlos wird, nur weil man Angst davor hat, bei Bürger-Beteiligungen nicht die gewünschte Abstimmung zu bekommen“, sagte Wowereit am Dienstag zu einer möglichen Olympia-Bewerbung und einer Bürger-Abstimmung.

Wowereit kann Olympia

Die Fähigkeiten, einen Olympia-Job zu übernehmen, hätte Wowereit durchaus. Er kann eine Organisation führen, was er als Stadtrat, Fraktionsvorsitzender und schließlich als Regierender Bürgermeister gezeigt hat. Und er kann Menschen mitnehmen. „Durch seine Art, seinen Charme und seinen Esprit hat er maßgeblich dazu beigetragen, der Stadt Aufmerksamkeit und Jugendlichkeit zu verschaffen“, lobte ihn am Dienstag die Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK). Auch Durchsetzungskraft bescheinigt die IHK dem Noch-Regierenden: „Gegen viele Widerstände und Ärger, die nicht ausbleiben konnten“, habe er die finanzielle Konsolidierung der Stadt vorangetrieben. Warum also nun nicht Olympia?

Auch auf dem diplomatischen Parkett, das beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) eine bedeutende Rolle hat, kann sich Wowereit elegant bewegen. Als eine Art Berliner Maskottchen ist er längst weltbekannt. Der Präsident der IHK, Eric Schweitzer, beschreibt Wowereits Fähigkeiten so: „Sein internationales Standing in Politik und Wirtschaft ist herausragend. Bei all dem war Klaus Wowereit auch menschlich stets ein angenehmer und humorvoller Gesprächspartner, der mit seiner einnehmenden Art für unsere Stadt und ihre Wirtschaft überall Türen und Tore geöffnet hat.“ In der Sportpolitik müsste Wowereit allerdings noch besser Fuß fassen; oft genug hat er nicht nur intern über die IOC-Granden gelästert.

Im Sport ist Wowereit bereits bekannt

Es ist auch nicht damit zu rechnen, dass Wowereit in so viele Fettnäpfchen treten würde wie seine Vorgänger in einer Olympia GmbH. Bei der jammervoll gescheiterten Bewerbung für die Spiele 2000 musste nach mehreren Pannen erst der damalige Geschäftsführer Lutz Grüttke gehen. Dessen Nachfolger wurde dann 1991 Axel Nawrocki, der – anders als Wowereit – zuvor keinen Kontakt zur Welt des Sports hatte. Wowereit dagegen ist nicht nur ein bekennender Hertha-Fan, der mit dem um den Hals geschlungenen Vereinsschal ins Olympiastadion kommt.

In seiner Amtszeit gelang es unter anderem, 2009 die Leichtathletik-Weltmeisterschaften nach Berlin zu holen – das Maskottchen hieß damals Berlino. Und 2018 folgen in der Stadt die Europameisterschaften der Leichtathleten. Vor wenigen Tagen wurden zudem im umgebauten Velodrom die Europameisterschaften der Schwimmer ausgetragen. Bei Sportlern und Funktionären ist Wowereit viel bekannter, als es Nawrocki war. Dieser fiel unter anderem dadurch auf, dass er Dossiers über den Lebenswandel von IOC-Mitgliedern erstellen ließ, was dort gar nicht gut ankam.

Und noch einen Unterschied würde es geben: Nawrocki wechselte nach der gescheiterten Bewerbung als Geschäftsführer zur Berliner S-Bahn. Damit ist bei Klaus Wowereit auf gar keinen Fall zu rechnen, zumal die S-Bahn einen sehr fähigen Chef hat.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false