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Schwimmbad der Berliner Bäderbetriebe.

© Doris Spiekermann-Klaas

Was macht die Familie?: Anbaden ganz ohne Chlor

Lieber mit oder ohne Chlor schwimmen? Diese Frage stellt sich unser Autor Lars Spannagel. Wie ein Vater die Stadt erleben kann.

Ich war eher ein Chlor-Kind. In den Sommerferien fuhren wir zwar meistens ans Meer, doch die Seen West-Berlins samt Unterwasserschlingpflanzen und dackelverschlingender Riesenwelse konnten mir gestohlen bleiben. Dafür verbrachte ich viel Zeit in Hallen- und Freibädern. Besonders das Sommerbad Wilmersdorf am Lochowdamm, kurz „Lochow“ genannt, mit seinen glühend heißen Gehwegplatten, dichten Pommesfett-Schwaden und übergroßen Schachfiguren vergesse ich nie.

Leider wird meine Tochter Jola diese Welt wohl nie kennenlernen. Denn meine Frau lehnt Chlor und Schwimmbecken ab. Die Schweden-Urlaube ihrer Kindheit haben anscheinend eine Art Gehirnwäsche bewirkt – sie träumt sogar insgeheim davon, einen Kanu-Verleih in Småland aufzumachen. Wenn wir also als Familie schwimmen gehen, dann in einem See. Letztes Wochenende waren wir anbaden – im Strandbad Jungfernheide. Zum Glück ist es Jola egal, ob sie in einem Schwimmbecken, einem See oder im Meer planschen kann – sie ist immer begeistert und nennt jede Wasserfläche sowieso „Meer“. Im vorigen Sommer brauchte sie im Italien-Urlaub noch ein paar Tage, um sich langsam ans Mittelmeer ranzutasten („Schmeckt nach Salz.“). In den noch recht kalten Jungfernheidesee warf sie sich nun, mit knapp drei Jahren, aber ganz ohne Scheu.

Alle paar Wochen ein neues Schwimm-Abzeichen

Ich bin sehr erleichtert, dass Jola Wasser so sehr liebt wie ich selbst. Schließlich habe ich vor, so viele Familienurlaube wie möglich am Strand zu verbringen. Denn noch lieber als ein Pool ist mir natürlich das Meer, gerne auch mit ordentlichen Wellen. Eine schäumende Brandung käme für Jola wohl noch zu früh, Wasserspritzer im Gesicht kann sie nicht ausstehen. Zurzeit legt sie sich am liebsten ins flache Wasser und spielt schwimmen oder lässt sich auf dem Arm ihrer Mutter durchs Wasser ziehen. Ihr Cousin ist da schon ein paar Armzüge weiter: Seit seiner Geburt schleppt ihn mein Bruder jede Woche zum Babyschwimmen, inzwischen springt mein Neffe mutig vom Beckenrand und versucht sogar schon zu tauchen. Als Lohn bekommt er alle paar Wochen ein neues Schwimm-Abzeichen verliehen – seit letzter Woche ist er offiziell ein Schwertfisch. Jola wird wohl erst mal mit dem Seepferdchen beginnen.

Im Strandbad Jungfernheide können sich Eltern kleiner Kinder kostenlos Schwimmflügel ausleihen. Meine Frau pustete sie auf – und ekelte sich hinterher beim Gedanken daran, wer wohl als Letzter das Ventil im Mund hatte. Fast hätte ich schadenfroh gesagt: Im Chlorwasser wären alle Keime abgetötet.

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