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Was macht die Familie?: Das Essen warm halten

Wie ein Vaterdie Stadt erleben kann.

Jetzt kommt wieder alles auf den Tisch, aber es wird längst nicht mehr alles gegessen. Wie gut, dass  unsere fünfjährige Tochter für Obst und Frischgemüse nicht viel übrig hat. Darum hätte Greta das inkriminierte Kompott mit den Tiefkühl-Erdbeeren aus China, die den massenhaften Brechdurchfall ausgelöst haben, sowieso nicht angerührt. Zum Glück haben wir mit dem Schulcaterer Sodexo keinen Jahresvertrag abgeschlossen. Viele andere Eltern an unserer deutsch-italienischen Grundschule haben das getan und dafür zusätzlichen Rabatt erhalten. Jetzt zahlen manche von ihnen für Essen, das sie ihren Kindern nicht länger zumuten wollen.

Richtig geschmeckt hat es ohnehin nie, es brauchte keine Noroviren als Beigabe, um in der Schulmensa Würgereflexe auszulösen. Greta hat sich meistens mit ein paar Happen lauwarmer Kartoffeln begnügt und ließ das andere liegen. Als aufmerksame Eltern hätten wir früher stutzig werden können, denn die zunehmende Häufigkeit, mit der sich Spitzenköche und Agrarminister zum Schaukochen in Schulkantinen einfinden, ist doch der augenfälligste Hinweis darauf, dass die tatsächliche Qualität zu wünschen übrig lässt. Und das liegt wohl vor allem an dem geringen Wert, den wir der Ernährung unserer Kinder beimessen. Der Staat, der die Aufträge an die Caterer vergibt, legt bei der Preispolitik und den Zuschüssen, die er zu zahlen bereit ist, bisher eher den Maßstab der Armenspeisung an.

Meine berufstätige Frau steht deshalb jetzt noch etwas früher auf, um Greta etwas Warmes für den Acht-Stunden-Tag an der Ganztagsgrundschule mitzugeben. Es gibt Linseneintopf, Erbsen mit Reis oder Fleischbällchen in Tomatensauce. Das weckt natürlich Begehrlichkeiten bei ihrer großen Schwester. Emma besucht zwar ein Gymnasium mit eigener Mittagsküche, aber die kochen trotzdem nicht so, wie sie es von ihrer italienischen Mama gewohnt ist. „Ich hasse diese bunte Nudeln“, sagt sie. „Und der Tütenparmesan riecht nach Kotze.“

Man kann machen, was man will. Irgendwo tun sich immer neue Gerechtigkeitslücken auf. Stephan Wiehler

Warmhaltebehälter gibt es in trendigen Farben zum Beispiel von „Aladdin“ bei Karstadt für etwa 25 Euro.

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