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Bitte alles anfassen! Im Technikmuseum gibt es viele Knöpfe zum Drücken.

© FK

Was macht die FAMILIE?: Das Internet verstehen - ein Besuch im Technikmuseum

Da die Kinder in den Ferien ohnehin am liebsten den ganzen Tag zocken würden, geht die Familie in die Ausstellung "Das Netz"

Von Fatina Keilani

Dieses Jahr fahren wir in den Ferien nicht weg, denn erstens herrscht Ebbe in der Kasse und zweitens sind die Kinder in jenem kritischen Alter, in dem die Qualität des W-Lan ihr einziges Kriterium für die „Aufenthaltsqualität“ eines Ortes ist. Und da ist es zu Hause annähernd so schön wie überall.

Damit sie nicht den ganzen Tag an ihren Geräten hängen, wollte ich trotzdem was unternehmen, und so gingen wir ins Technikmuseum in die Ausstellung „Das Netz“. Das schien artverwandt, man kann dort historische und aktuelle Geräte sehen, aus denen das Netz geknüpft wurde. Drauf gebracht hat uns jener kürzlich schon erwähnte Informatiker aus der Nachbarschaft. Er scheint im Wortsinne sendungsbewusst und hat zudem offenbar eine pädagogische Ader, denn er bot aus freien Stücken eine Führung durch diese Ausstellung an, was ich gerne annahm. Schon vorher schrieb er: „Alle Kinder sollen ihre Handys mitbringen, wir machen Fotos.“ Im Sinn hatte er dabei, das Ergebnis der Führung mit den Kindern in einer eigenen Webseite zusammenzufassen.

Zum Treffpunkt erschien er bestens vorbereitet, er hatte sich vier Themen überlegt; sie lauteten: Wire – Wireless – Code – INTERnet. Bei „Wire“ sollten die Kinder ausschwärmen und schauen, welche Arten von Kabeln sie finden, und die fotografieren, die unter dem Meer liegen.

Das Internet hat eben doch eine körperliche Form

Am beeindruckendsten war für mich das Stück Unterseekabel in einer der Vitrinen. So dick wie ein Tau im Hafen, verbindet es Kontinente, und wenn eins mal durchgeschnitten wird, dann hilft auch kein W-Lan mehr. Eine Landkarte zeigt die Unterseekabel dieser Welt, es sind ganz schön viele. Das Internet hat eben doch eine physische Form.

Bei „Wireless“ sollten die Kinder alle Antennen finden und fotografieren, bei „Code“ ging es um die Ziffernkombinationen, in denen sich die durch die Kabel sausenden Daten verbergen. Dort ist eine Maschine, auf der Ausstellungsbesucher versuchen können, etwas im Binäralphabet zu schreiben, 01000001 ist zum Beispiel ein A.

Bei „Internet“ lag der Schwerpunkt auf „Inter“, denn das Internet ist ein Netz aus Netzen. Sichtbar wird es durch Router. „Welche Netze verbindet euer Router?“, fragte der Nachbar die Kinder, dann erklärte er: „Schon euer kleiner Router verbindet das WiFi- und Kabelnetz bei euch zu Hause mit dem ,großen‘ Internet. Er verbindet auch all eure Geräte miteinander, wenn ihr zu Hause seid. Jetzt sucht den ältesten Router und fotografiert ihn.“

Server kamen auch dran. „Server sind eigentlich Diener“, sagt unser Privatführer, „Tatsächlich sind sie aber nicht die Diener, sondern die Herren im Internet, denn wir alle brauchen sie, um Daten zu lagern.“ Einer der ersten Google-Server steht ebenfalls in der Ausstellung, der sogenannte Google Kühlschrank-Computer. „Google bastelte seine Computer immer schon selbst“, sagt der Informatiker.

Wir hatten einen Sonntag voller Sonne gewählt, im Museum war es kühl und angenehm leer, und das Vorgehen meines Nachbarn, nicht nach der Reihe, sondern nach Themen vorzugehen, kam dem Naturell der Kinder entgegen. Die Ausstellung ist sehr gut gemacht, nur ein Kritikpunkt: Sie ist auf der Internetseite des Museums zu gut versteckt und unter Wert verkauft. Ohne unseren Nachbarn wäre ich niemals drauf gekommen.

„Das Netz“, Deutsches Technikmuseum, Eingang über Möckernstraße 26. Die U-Bahn ist vor der Tür, man kann gratis parken. Für Radler empfiehlt sich eine Tour durch den Gleisdreieckpark. Eintritt für Kinder 4 Euro.

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