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Drucksache. Das Kleinkind auf diesem Archivbild hat keine Berührungsängste.

© p-a/dpa/Holger Hollem

Was macht die FAMILIE?: Der Wissenschaft dienen

Drei Kameras, ein Tisch, viele seltsame Gegenstände: Lars Spannagel nimmt mit seinem Sohn an der Studie „Dornröschen III“ teil.

Babys sind rätselhafte Wesen. Wieso sind sie manchmal gut gelaunt und pflegeleicht, kurz darauf aber weinerlich und ruhelos? Was verstehen sie bereits, was kapieren sie noch nicht? Zum Glück gibt es Wissenschaftler, die erforschen, wie sich Babys und Kleinkinder entwickeln. Und als sich das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung kurz nach der Geburt meines Sohns mit der Bitte bei uns meldete, an einer Studie teilzunehmen, dachte ich mir: Klar, wir dienen der Wissenschaft, Tim ist dabei!

Leider fanden wir zunächst keinen Termin, erst kürzlich klappte es: Wir wurden gebeten, uns für eine Studie mit dem mysteriösen Namen „Dornröschen III“ zur Verfügung zu stellen. Umso gespannter kamen Tim – mittlerweile 16 Monate alt – und ich im „BabyLab“ des Max-Planck-Instituts in der Lentzeallee an. Ich sollte mich mit Tim auf dem Schoß an einen Tisch setzen, beobachtet wurden wir von drei Kameras. Was dann genau passierte, darf ich nicht verraten, um die Ergebnisse der Studie nicht zu verfälschen. Nur so viel: Eine Forscherin präsentierte meinem Sohn verschiedene Objekte, Alltagsgegenstände wie eine Haarbürste, aber auch Plastik-Kakteen oder eine Muschel mit aufgeklebten Stacheln. Jedes Mal sagte die Forscherin mit monotoner Stimme: „Schau mal, was ich hier habe.“ Die Pflanzen rührte Tim nicht an, Muschel und Bürste interessierten ihn schon eher.

Pflanzen? Nein. Schlachtermesser? Ja!

Es folgte eine Pause, in der Tim durch das Labor krabbelte und in der Forscherküche den Kühlschrank öffnete und die Spülmaschine anschaltete. Ich füllte in der Zwischenzeit Fragebögen aus: Wie regelmäßig ist ihr Kind in Kontakt mit Pflanzen? Wie oft beobachtet sie ihr Kind dabei, wie sie Pflanzen pflegen? Wahrheitsgemäß, aber mit schlechtem Gewissen, kreuzte ich die Antworten an. In unserer Wohnung gibt es zurzeit nur eine Grünpflanze, sie steht auf einem Kachelofen, zwei Meter über Tims Augenhöhe, gegossen wird sie alle sechs Wochen. Vielleicht war Tim deshalb nicht gewillt, die Pflanzen für die Studie zu berühren. Auch nicht bei der zweiten Runde mit der Forscherin, die nun keine realen Gegenstände, sondern Tablets mit Abbildungen herüberreichte. Wieder behielt Tim die Hände meist bei sich, bei einem virtuellen Schlachtermesser griff er aber beherzt zu.

Nach einer Stunde waren wir fertig. Für Tim durfte ich eine Urkunde mitnehmen, auf der ihm für „seinen Beitrag zur Forschung in der Psychologie“ gedankt wird. Außerdem bekam er eine Aufwandsentschädigung von 10 Euro, die ich auf sein Kinder-Sparkonto einzahlte. Als Grundstock für sein Studium natürlich.

Das BabyLab sucht für seine Studien ständig Säuglinge und Kleinkinder zwischen drei Monaten und sechs Jahren. Bei Interesse kann man eine Mail an studien-nsc@mpib-berlin.mpg.de schreiben oder unter 824 06 318 anrufen.

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