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Was macht die Familie?: Funkstille halten

Wie ein Vaterdie Stadt erleben kann.

Direkt im Anschluss an Herbstferien und zweiwöchigen Urlaub bei Nonna in Sardinien hat sich unsere Tochter Emma zur nächsten Vergnügungsreise verabschiedet. Am ersten Schultag ging es gleich weiter auf Klassenfahrt nach Schloss Boitzenburg in die Uckermark. Was für ein Leben!

Ihre Klassenlehrerin hatte alle Eltern gebeten, dafür zu sorgen, dass die Handys der Kinder zu Hause bleiben – verbunden mit dem Versprechen, dass sie sich per SMS bei der Elternvertreterin der Klasse melden werde. Über deren E-Mail-Verteiler erhielten wir am späten Vormittag prompt Meldung: „Wir sind vor 1 Stunde angekommen. Zimmer und Betten sind bezogen. Gleich gibt’s Mittagessen. Alle sind bester Laune. Viele Grüße.“ Man durfte beruhigt sein.

Außerdem hieß es, die Kinder könnten sich während ihres fünftägigen Aufenthalts von einem Münztelefon aus melden. Meine Frau hatte unserer zehnjährigen Tochter beim Abschied drei Aufträge mit auf den Weg gegeben: 1. Denk dran, dass ihr irgendwann auch schlafen müsst. 2. Zieh dir bitte immer Pullover und Jacke an, wenn ihr nach draußen geht. Und 3.: Ruf zumindest ein Mal an.

„Emma hat sich nicht gemeldet, oder?“, fragte ich am Donnerstag. „Nein, natürlich nicht“, sagte meine Frau. „Wieso ,natürlich nicht’? Du hattest sie doch ausdrücklich darum gebeten?“, fragte ich. „Vielleicht ist es ihr peinlich, weil ihre Freundinnen auch nicht zu Hause anrufen. Du kennst sie doch.“

Obwohl Emma weder besonders weit noch für lange verreist war, fand ich schon, dass wir als Eltern einen gewissen Anspruch auf ein persönliches Lebenszeichen erheben durften, zumal zu Zeiten, in denen die ganze Welt dauernd miteinander kommuniziert, und allzumal von unserer Tochter, die mit ihren Freundinnen täglich regen SMS-Austausch (auf unsere Kosten!) pflegt.

„Die Deutschen sind sowieso viel unabhängiger“, sinnierte meine Frau, die Italienerin, plötzlich. „Die hängen nicht so an ihrer Familie.“ Keine Ahnung, was das jetzt sollte.

„Ich habe immer bei meiner Mutter angerufen, wenn wir auf Klassenfahrt waren“, sagte ich. „Ja“, sagte meine Frau, „du hattest ja auch ein besonderes Verhältnis zu deiner Mutter.“

Weise Männer vertiefen solche Gespräche besser nicht. Außerdem saß ja noch Greta daneben, unsere Jüngste.

Am nächsten Abend waren wir ganz allein. Auch unsere fünfjährige Tochter wollte wenigstens einmal während Emmas Abwesenheit auswärts übernachten.

Zum Abendessen machten wir eine Flasche Wein auf und aßen bei Kerzenlicht. War auch mal ganz schön. Aber ich fühle mich wohler, wenn die Kinder da sind. Diese Stille im Haus! Zum Glück hat meine Frau viel zu sagen. | Stephan Wiehler

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