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Was macht die Familie?: Nintendos kaufen

Wie eine Mutterdie Stadt erleben kann

Manchmal kommt es knüppeldicke. Zuerst hat es das Laptop erwischt. Seitdem sich ein Schwall Limonade über der Tastatur ergossen hat, ist das Gerät nur noch bedingt einsatzfähig. Die Leertaste hakt, die Null geht gar nicht mehr, die Acht auch nicht. Einige Tasten machen komische Dinge. Freunde bekommen von uns kryptische Mails: „Ein?adungzumGri??en,könntihrumacht?M%sstnichtsmitbringen“. Resonanz: gleich null. Ich fürchte, wir brauchen ein neues Laptop. Oder wir haben eines Tages nur noch Freunde, die für den Geheimdienst arbeiten.

Zu allem Unglück ist jetzt auch noch der Nintendo zum Unfallopfer geworden. Der Gameboy ist von Lindas Schreibtisch auf den Boden gefallen. Ein Teil des Gehäuses ist abgeplatzt, die Elektronik liegt brach. Auch hier muss ein neues Gerät her. Zeit, einige neue pädagogische Saiten aufzuziehen, dachte ich mir, und brachte angesichts der Häufung von Katastrophenfällen eine Kostenbeteiligung meiner Tochter ins Spiel. Ich stellte mich auf Proteste ein („hab ich doch nicht extra gemacht“), Vorwürfe („du bist so geizig, so geizig ist sonst keine Mutter aus meiner Klasse“) und Appelle an meine soziale Intelligenz („alle haben einen Nintendo, wie stehe ich denn da, wenn ich keinen habe“). Doch nichts von alledem: „Okay“, sagte das Kind. Wir einigten uns auf halbe-halbe.

Ich schlug vor, das neue, todschicke 3-D-Gerät anzuschaffen. „Zu teuer“, entschied Linda. Ich schaltete einen Gang zurück und brachte das internettaugliche Vorläufergerät ins Spiel. „Brauch ich nicht“, meinte meine Tochter. Angesichts der drohenden Kosten entwickelte sich das konsumfreudige Trendgirl über Nacht zur kritischen Verbraucherin. Linda entschied sich dafür, ihr altes Gerät durch dasselbe alte Basismodell zu ersetzen. Leider spielte der Handel nicht mit. „So was haben wir schon lange nicht mehr“, hieß es im Laden. Was lehrt uns das? Bescheidene Verbraucher haben es nicht leicht in dieser Welt. Heike Jahberg

Games kann man sich auch auf der Ifa ansehen. Man findet sie in den Hallen rund um den Funkturm.

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