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Was macht die Familie?: Schniefen und die Welt retten

Wie ein Vaterdie Stadt erleben kann.

Wir haben Schnupfen. Vielleicht erklärt sich so unsere Endzeitstimmung. Jedenfalls schniefen und niesen und rotzen und husten und röcheln Leo und ich so sehr, dass es auf die Laune schlägt. Ute, die weltbeste Ehefrau und Mutter, ist nicht betroffen; es scheint ein Männerschnupfen zu sein. Das sind sowieso die schlimmsten. Und nein, es ist keine Allergie! Es ist ein gemeiner, hundsmiserabler, total ungerechter Schnupfen mitten im Sommer. Der Apotheker wollte mir erst nur eine kleine Tube Salbe zum Inhalieren verkaufen. „Ich dachte, im Sommer brauchen Sie nicht so viel“, hat er noch gesagt. Wie gehässig! Vielleicht hat er sich angesteckt, dann wird diese angebliche Fachkraft schon sehen, wie viel Medikamente man für diesen Schnupfen braucht! Jedenfalls hat Leo im Auto auf dem Weg zur Schule berichtet, dass die Welt in fünf Milliarden Jahren untergeht. Ich gebe zu: Eine Welt, in der es Schnupfen gibt, kommt mir wenig lebenswert vor. Trotzdem halte ich diese Prognose für Unfug. Die Wissenschaft weiß nicht, wie das Wetter nächste Woche wird (wenn Leo auf Klassenfahrt geht), aber den Weltuntergang will sie vorhersagen können. So viel Selbstsicherheit finde ich unverschämt. Es gab auch mal Wissenschaftler, die ganz sicher waren, dass die Erde eine Scheibe ist. Ich wäre eher dafür, dass wir die Welt retten. Wir könnten zum Beispiel in viereinhalb Milliarden Jahren eine neue Sonne bauen und über der Erdscheibe aufhängen. Ich habe Leo gesagt, dass wir beide das sowieso nicht erleben werden, erst recht, wenn das mit dem Schnupfen nicht endlich aufhört. Aber das bestreitet er: Wenn wir die Welt retten können, dann fällt uns vielleicht auch noch was ein, wie wir unsterblich werden, hat Leo vorgeschlagen. „Ich jedenfalls“, hat er dann gesagt. Ich merke, ich muss mich zusammenreißen. Also gut: Mal rein theoretisch angenommen, dass wir wieder gesund werden, wofür es leider noch keinerlei Anzeichen gibt, dann kümmern wir uns am Wochenende darum, wie das mit unserem Planeten weitergeht. Moritz Döbler

In der Wissenschaftsnacht am Sonnabend gibt es ein großes Kinderprogramm (www.langenachtderwissenschaften.de, „Programm nach Themen“). Der Fotovortrag „Trip in die Unendlichkeit“ (17.30 Uhr und 18.30 Uhr, Wissenschaftsforum, Markgrafenstr. 37 in Mitte) dreht sich um „explodierende Sonnen und Schwerkraftmonster“ – genau das Richtige für uns.

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