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Was macht die Familie?: Über die Jugend schimpfen

Wie eine Mutterdie Stadt erleben kann.

Ein Mistkäfer kann das 1441-fache seines Gewichts ziehen, dafür müsste ein Mann zwölf Schulbusse ziehen! Der Zitteraal kann Strom erzeugen, bis zu 600 Volt! Der Karnevalstintenfisch kann Form und Farbe ändern und sich in zwölf andere Tiere verwandeln! Diese Weisheiten habe ich von meinem Jüngsten, der sie von einem Youtuber hat, der sie seinerseits hoffentlich aus guter Quelle hat, denn mein Sohn vertraut der Videoreihe „Top Zehn“ mehr als seinen Lehrern. „Die zehn unheimlichsten Orte der Welt“, „Die zehn dümmsten Terroristen“: Früher oder später erfahre ich von ihnen.

Der Axolotl, sagt mein Sohn, kann Herz und Gehirn nachwachsen lassen und stirbt nur, wenn man ihn anzündet, zerquetscht oder aufisst. Beneidenswert. Noch attraktiver finde ich jene possierlichen Wassertierchen namens Hydrozoen, die sich in jüngere Zustände ihrer selbst zurückverwandeln können. Eben noch geschwächt, verschrumpelt und mit Rollator unterwegs, toben sie wenig später wieder als knackige Hydrozoen-Youngster durch die Meere. Diese Wesen müssen eine interessante Lebensphilosophie haben – zumindest dürfte es bei ihnen nicht vorkommen, dass die älteren über die jüngeren meckern. Bei Menschen beginnt diese Neigung ja sehr früh. Mein Youtube-Sohn jedenfalls war kürzlich ganz schwermütig. „Auch als Elfjähriger kann man schon über die Jugend von heute schimpfen“, sagte er kummervoll. „Die Fünftklässler haben keinen Respekt vor uns! Sie laufen auf dem Hof auf uns zu und bedrohen uns. Die werden sich wundern, wenn sie ins Gymnasium kommen. Da treffen sie auf Kinder, die in der Pubertät sind. Die schlagen zurück!“ Sechstklässler und Grundschulen-Älteste haben schon mit den jüngsten Mitgliedern der Jugend von heute Ärger. „Sogar die Erstklässler bäumen sich auf und sind frech!“ Zeit, auf die Oberschule zu wechseln oder auf Youtube Trost zu suchen.

„Es ist umweltfreundlich, in die Dusche zu pinkeln“, ruft das Kind vom Sofa herüber, „das spart Klowasser!“ Top Zehn hat gesprochen. „Und es ist umweltfreundlich, in der Spülmaschine zu kochen!“ Wie bitte? Wie soll das gehen? „Na, einfach das kalte Essen in die Spülmaschine legen, da wird’s dann heiß!“ Das probieren wir mit dem Weihnachtsbraten aus. Wenn’s nicht klappt, sind die Erstklässler schuld. Dorothee Nolte

Auch Menschen können sich verjüngen oder Superkräfte entwickeln – aber nur im Kino. Im neu eröffneten Zoo-Palast kosten Familientickets für Sonntags-Vorstellungen, die bis 16.30 Uhr beginnen, 6,50 Euro pro Nase.

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