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Kinder spielen auf einem Spielplatz.

© dpa

Was macht die Familie?: Wenn Eltern alt aussehen

Der Senat erweckt mit seinen Quereinsteiger-Programmen den Eindruck, Lehrer oder Erzieher, das kann jeder. Aber auf Berlins Spielplätzen und Schulhöfen geben die Kinder den Ton an - und Erwachsene stehen dort manchmal ziemlich blöd da. Wie ein Vater die Stadt erlebt.

Der Frühling bringt es an den Tag. Überall in der Stadt spielen die Kinder wieder draußen  und geben den Ton an, dass es eine Freude ist. Vor allem, wenn man dabei als Vater erleben kann, dass es andere auch nicht leicht haben, sich Gehör zu verschaffen. Erziehung ist kein Selbstläufer, das muss man sich in Berlin erst wieder bewusst machen.

Der Senat erweckt mit seinem Quereinsteiger-Programm ja den Eindruck, Lehrer oder Erzieher, das kann jeder, egal ob er vorher Mediävistik, Maschinenbau oder Gender Mainstreaming studiert hat. Kann ja nicht so schwer sein, eine Klasse 45 Minuten lang so zu beschäftigen, dass es als Unterricht durchgeht. Vermutlich liegen die wirklichen Probleme gar nicht in den Schulen. Das größte Mangelfach in Berlin scheint Landespolitik zu sein.

Das harte Leben findet auf den Spielplätzen statt. Erwachsene sehen da oft ganz alt aus. Voll die Opfer! Vor kurzem saß ich mit zwei Kolleginnen zum Mittagessen in der Betriebskantine, beide Mütter. Wenn man in Berlin über das Leben mit Kindern ins Gespräch kommt, gibt es gleich viel zu erzählen.

Eine der Mütter berichtete von einem Spielplatz-Erlebnis in Prenzlauer Berg. Dort habe sie vor ein paar Tagen beobachtet, wie ein Vater fertig gemacht wurde. Zwei Mädchen hatten die Flucht vor einem Jungen ergriffen, der ihnen über den Spielplatz hinterher jagte und ihnen, sobald er die eine oder andere erreichte, mit der flachen Hand auf die Köpfe schlug. Von den zahlreichen anwesenden Eltern habe niemand reagiert. Schließlich, erzählte die Kollegin, sei ein Mann auf der anderen Seite des Spielplatzes aufgesprungen, um den Jungen von seinen Attacken abzuhalten und ihn zur Rede zu stellen.

Auch aus Beleidigungen kann man lernen

Der vielleicht Fünfjährige habe sich von dem Fremden nichts sagen lassen wollen. Stattdessen sei er weggelaufen. Doch der Mann ließ nicht locker und nahm die Verfolgung auf. Schließlich kletterte der Junge auf einen Baum und setzte sich auf einen Ast, nicht sehr hoch; der Mann, der ihn ermahnte, die Mädchen in Ruhe zu lassen, reichte locker mit dem Arm an ihn heran. Das störte den Jungen nicht, der den fremden Vater beschimpfte. „Hexenpopo“ habe er ihn genannt, erzählte die Kollegin. Ich sah den armen Mann, den hilflosen Erzieher, da unten vor mir stehen, als hätte ich selbst auf dem Ast gesessen.

Hexenpopo, das sei ja harmlos. Die andere Mutter erzählte von einer Beleidigung, die zum Gesprächsthema an einer Kreuzberger Grundschule geworden sei. Dort hätten sich Eltern vor kurzem befremdet darüber geäußert, dass ein Grundschüler mit dem Ausdruck „Du Hitlerkind“ beschimpft worden sei. In Kreuzberg! Immerhin, sagte ich, könne man von Glück sagen, dass der Name des Bösen nicht im positiven Sinn gebraucht wurde. Die beiden Frauen wogen die Köpfe. „Und es spricht dafür, dass in Kreuzberger Elternhäusern noch Geschichte vermittelt wird“, sagte ich. Ich finde, das gibt auch Hoffnung.

Mehr zum Thema Politik können Kinder im Alter zwischen 8 und 14 Jahren lernen auf der Internetseite www.hanisauland.de der Bundeszentrale für politische Bildung

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