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Berlin: Was macht immun?

Zwei Experten antworten

Regine Heilbronn, 49, leitet die Abteilung Virologie am Campus Benjamin Franklin der Charité. Gerhard Uhlenbruck ist Immunbiologe an der Uni Köln und arbeitet für den „Forschungskreis Immunschutz“.

1. Was nützen Immunstimulanzien wie Echinacea, die jeder zurzeit „vorsichtshalber“ schluckt?

Heilbronn: Echinacea wird zwar eine immunstimulierende Wirkung nachgesagt, bisher liegen aber keine großen wissenschaftlichen Untersuchungen vor. Wer beim Essen auf reichlich Vitamine und Mineralstoffe achtet, braucht nicht zusätzlich Pillen zu schlucken.

Was kann man dann unterstützend tun?

Heilbronn : Den Kreislauf anregen. Je besser die Durchblutung ist, umso schneller kommen die Lymphozyten an ihre Einsatzorte. Eine gut durchblutete Nase ist gefeiter gegen Infektionserreger als eine kalte Nase. Daher: Raus an die frische Luft und innen die Raumfeuchtigkeit erhöhen! Sauna ist gut, joggen ebenso.

Wie weit kann man sein Immunsystem überhaupt beeinflussen?

Uhlenbruck : Die Abnahme der Leistungsfähigkeit unseres Körpers – auch der Immunabwehr – ist zwischen 30 und 70 höchstens zur Hälfte auf natürliche Alterung zurückzuführen. Die andere Hälfte wird durch Rauchen, Alkohol, schlechte Ernährung verursacht.

Warum wird man selten krank, wenn man unter Stress steht, aber dann oft sofort, sobald die Lage sich entspannt?

Uhlenbruck: Stress-Situationen, egal ob durch körperliche oder psychische Belastung, lösen im Körper Abwehrreaktionen aus. Es werden zum Beispiel Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol ausgeschüttet. Das aktiviert Teile der Immunabwehr: Es sind nun mehr weiße Blutkörperchen aktiv. Ist die Stressphase aber vorüber, werden die Immunwerte zur „Erholung“ unter das ursprüngliche Ausgangsniveau reguliert. Diese Reaktion wird als „Open-Window-Phänomen“ (offenes Fenster) bezeichnet. Sind wir zu diesem Zeitpunkt Viren ausgesetzt, kommt es mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit zum Infekt. Genau deshalb wird man nach stressigen letzten Arbeitstagen im Urlaub krank.

Was sagt das Alter über die Immunabwehr?

Uhlenbruck : Grundsätzlich funktioniert die Immunabwehr am besten zwischen zehn und 50. Bei Kindern unter zehn Jahren ist das Immunsystem im Umgang mit Erregern noch nicht voll trainiert, deshalb werden sie besonders leicht krank. Und: Je hygienischer Kinder aufwachsen, desto Allergie-anfälliger sind sie. Sauberkeit ist nicht Keimfreiheit! Spielsachen zu desinfizieren, ist deshalb total falsch.

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