zum Hauptinhalt

Berlin: Was sollen die Türken in Europa?

Jörg und Wulf Schönbohm stritten um den EU-Beitritt der Türkei

Ende des Jahres will die EU entscheiden, ob sie mit der Türkei Beitrittsgespräche aufnimmt. „Wenn die EU in der Welt ernst genommen werden will, muss sie diese Gespräche beginnen“, sagte Wulf Schönbohm am Montagabend im Europäischen Haus. Die EU könne jetzt nicht mehr zurück. Ganz anders sieht das Jörg Schönbohm: „Eine neue Erweiterung würde die EU wirtschaftlich und vor dem Hintergrund des Sicherheitgedankens nicht verkraften.“ Wulf und Jörg Schönbohm sind Brüder; der eine leitet das Büro der KonradAdenauer-Stiftung in Ankara und befürwortet den EU-Beitritt der Türkei, der andere ist Innenminister in Brandenburg und dagegen. In der CDU sind sie beide. Die Vertretung der Europäischen Union in Deutschland und die Heinz-Schwarzkopf-Stiftung ,Junges Europa‘ hatten das Bruderpaar für Montagabend zur Diskussion geladen. Es moderierte Christoph von Marschall, leitender Redakteur beim Tagesspiegel.

„Die Wirtschaftskraft der Türkei beträgt gerade mal 25 Prozent des EU-Durchschnitts. Nur 15 Prozent der Frauen sind berufstätig“, sagte der Skeptiker Jörg Schönbohm. Sein Bruder gab provokant zurück: „Ich könnte genauso gut fragen, was hat die EU davon, dass Polen jetzt Mitglied ist. Woher weiß die EU, dass Bulgarien die Bedingungen bis 2007 erfüllen wird?“

Trotz auseinander gehender Ansichten herrschte eher entspannte Atmosphäre während der Diskussion – kein Wunder, wenn die Streitenden einander so gut kennen. Von den knapp 200 Gästen gab es am Ende dennoch kräftigen Applaus. Gekommen waren überwiegend Zuhörer, die sich in dem Thema auskannten. „Lassen sie uns nach Gemeinsamkeiten suchen, nicht nach dem, was uns trennt“, sagte ein Vertreter des „Verbandes unabhängiger (türkischer) Unternehmer“. „Ich fand die Idee gut, die beiden gegeneinander antreten zu lassen, auch wenn ich nichts Neues erfahren habe“, sagte Christina Elvers (21), die Mitglied des EU-Jugendparlamentes ist. „Interessant war es allemal“, meinte dagegen Beitrittsbefürworter Rouven Klein (26), der gerade ein Praktikum bei der EU macht. suz

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false